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Gammalsvenskby1 in den 1920er Jahren2

Christoffer Thomasson Hoas
Christoffer Thomasson Hoas

Als die Zeit verging und nichts passierte, entschloss sich Pastor Kristoffer Hoas irgendwie nach Schweden zu kommen. Er und Johan Irjasson Buskas waren vom Sprachforscher Professor Herman Geijer nach Schweden eingeladen worden, um zu beweisen, dass sie noch den alten schwedischen Dialekt sprachen.
Das Problem war, wie man an Pässe kam, da es in der Ukraine es sehr schwierig war, welche zu bekommen. Deshalb entschieden sich die beiden Männer nach Moskau zu fahren, um es dort zu versuchen, wo sie auch erfolgreich waren.
Sie schafften es, über Finnland nach Schweden zu gelangen bevor in der Ukraine Alarm geschlagen wurde.
Die ukrainischen Behörden betrachteten es als Flucht und gaben zu, dass sie alles versucht hätten, um sicherzustellen, dass Hoas das Land nicht hätte verlassen können.
Später gab ein Parteimitglied in Beryslaw zu, dass sie darauf vorbereitet worden waren, Hoas zu töten, wenn er nur versucht hätte, das Land zu verlassen.

Johan Irjasson Buskas
Johan Irjasson Buskas

Wie dem auch sei, noch vor Weihnachten 1928 kamen Hoas und Buskas in Schweden an. Ihr Ziel war es, die schwedischen Behörden zu veranlassen, die Angelegenheit mit der Abwanderung der Leute aus Gammalsvenskby der sowjetischen Regierung vorzutragen.
Zuerst wollten sie aber irgendeine Art von Versicherung von Schweden bekommen, dass die Schwedischstämmigen von Gammalsvenskby auch wirklich die Erlaubnis erhielten, sich in Schweden niederzulassen, was ihnen auch gelang.
Am 22. Februar 1929 traf das schwedische Parlament die Entscheidung, den Leuten von Gammalsvenskby das Recht zu gewähren, nach Schweden zu kommen und am 8. März erklärte die schwedische Regierung, dass Schweden bereit sei, sie zu empfangen. Was jetzt blieb, war die Erlaubnis zu bekommen, um die Sowjetunion verlassen zu dürfen.

Samuel E. Ljubarskij
Samuel E. Ljubarskij

Das Hauptproblem bestand darin, dass die Gebühr für einen Reisepass bis zu 250 Rubel betragen konnte. Vonseiten der sowjetischen Regierung gab es auch keine Garantie, dass die Landwirte für ihre Häuser bezahlt werden würden, was wiederum in Frage stellte, ob sie genug Geld für die Pässe hätten.

Aus diesem Grund traten die Vertreter von Gammalsvenskby mit der amerikanisch-jüdischen Organisation 'Agro-Joint'3 (American Jewish Joint Agriculture Corporation) in Kontakt. Gesponsert von amerikanischen Juden, kauften Juden in Russland besiedelbares Land in der Ukraine.
Der Leiter der Agro-Joint in der Ukraine, Samuel E. Ljubarskij, erklärte, dass seine Organisation mehr als bereit sei, den Ort zu übernehmen.
Daraufhin erklärten sich auch die Siedler von Friedenheim (Tochterkonie von Mühlhausendorf und Schlangendorf) bereit, nach Gammalsvenskby umzuziehen.

Bis zum Frühjahr 1929 war alles geregelt.

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Anmerkungen

1 Altschwedendorf wurde 1915 zusammen mit Mühlhausendorf (Mychajliwka), Schlangendorf (Smijiwka) und Klosterdorf (Kostyrka) im Dorf Smijiwka vereinigt. 1926 wurde Altschwedendorf offiziell in Gammalsvenskby umbenannt. Von 1931 bis 1934 wurde das Dorf Röd Svenskby (Rotes Schwedendorf) und von 1934 bis 1945 Staroshvedskoe genannt.

2 Jörgen Hedman: Gammalsvenskby: The True Story of the Swedish Settlement in the Ukraine, Stockholm, 2000, S. 30 ff.;

3 Agro-Joint (American Jewish Joint Agriculture Corporation) entstand 1924 durch ein Abkommen zwischen dem American Joint Distribution Committee (kurz JDC) und der sowjetischen Regierung unterzeichnet.
Agro-Joint Agronomen halfen Kolonisten in fortgeschrittene Methoden der landwirtschaftlichen Arbeit zu unterrichten.
Zwischen 1924 und 1938 half Agro-Joint mehr als 150.000 Juden, das Land neu zu besiedeln. Dabei wurden mehr als 250 Landwirtschaftskooperative in der Ukraine und der Krim gegründet.
Die Arbeit von Agro-Joint war unter ständigem Verdacht und unterlag dem wachsamen Auge des sowjetischen Geheimdienstes (GPU). 1938 wurde Agro-Joint verboten und musste seine Tätigkeit in der UdSSR aufgeben. Viele seiner führenden Mitarbeiter wurden verhaftet. Darunter die lokalen Stellvertreter von Moskau, Samuel Ljubarskij und Ezekiel Grower, die der Spionage beschuldigt und hingerichtet wurden.