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Klosterdorf1,
eine deutsche Mutterkolonie im Schwedenbezirk


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Die katholische Mutterkolonie Klosterdorf (Kostirka, Kostyrka) liegt etwa 20 km östlich von Beryslaw am Westufer des Dnepr, nördlich von Altschwedendorf. Heute ist Klosterdorf ein Teil des Dorfes Smijiwka.

Da die Kolonie in der Nähe des Klosters Biziukov (Bizjukov) entstand und mit ihrer Grenze an die Klostergrenze stieß, erhielt sie den Namen Klosterdorf.

Im Mai 1805 erreichte eine Gruppe von 30 Familien das Schweden-gebiet. Sie waren vom damaligen kaiserlich russischen Ansiedlungs-kommissär, Franz Ziegler, rekrutiert worden und ohne einen Führer über Ulm, Grodno, Jekaterinoslaw ins Siedlungsgebiet gekommen.
Von Jekaterinoslaw bis in die Altschwedenkolonie wurden sie unter der Aufsicht von Staatsrat Samuel Contenius2 und Hofrat Schilkow geführt. Von diesen Familien kamen acht aus Böhmen, sieben aus Mainz am Rhein, acht aus Baden und sieben aus der Nordpfalz.

Auswanderungsweg
Auswanderungsweg
der Schwedenbezirk am Dnepr
der Schwedenbezirk am Dnepr

Für die Kolonie erhielten die Siedler nördlich von Altschwedendorf Land. Bei ihrer Ankunft fanden sie keine Häuser vor, sodass sie bis zu ihrer Fertigtigstellung im Jahr 1806 in den Erdhöhlen, die einst von den Schweden gegraben worden waren, untergebracht wurden. Im Jahr 1808 lebten 32 Familien3 in Klosterdorf.

Wie auch in Altschwedendorf, Mühlhausendorf und Schlangen-dorf litten zahlreiche Bewohner unter Malaria und Ruhr. Beide Erkrankungen traten immer wieder epidemisch auf, wobei die Zahl der Opfer schwankte.

In den Jahren 1821 bis 1824 richteten Heuschrecken, 1825 die Viehseuche, 1840 bis 1843 Erdhasen (Zieselmäuse) großen Schaden an.

die alte katholische Kirche in Klosterdorf heute
die alte katholische Kirche in Klosterdorf

 

 

Die Kirche wurde 1868 aus Feldsteinen erbaut und wurde zur Sowjetzeit in einen Klub umgewandelt.

 

1915 wurde Mühlhausendorf (Mychajliwka) mit Schlangendorf (Smijiwka), Klosterdorf (Kostyrka) und Altschwedendorf (Staroschwedske) im Dorf Smijiwka vereinigt.

 

die neue katholische Kirche in Klosterdorf neben der alten
die neue katholische Kirche in Klosterdorf neben der alten

Bis 1918 gab es im Ort eine Landamts-Dorfschule (Semskaja Schkola) und danach eine 5-klassige Schule. Eine weiterführende Mittelschule (6. und 7. Klasse) existierte in Schlangendorf. Es bestand der übliche Schulzwang. Bei unentschuldigtem Fehlen wurde eine Geldstrafe von 3 Kopeken pro Tag erhoben.

1918 wurden in Klosterdorf von 87 Höfen 2.040 ha bewirtschaftet. Nach einer Volkszählung aus dem Jahr 1918 lebten im Schwedenbezirk 3.028 Personen und zwar in Schlangendorf 712, in Mühlhausendorf 773, in Altschwedendorf 809 und in Klosterdorf 734.

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Anmerkungen

1 Margarete Woltner: Die Gemeindeberichte von 1848 der deutschen Siedlungen am Schwarzen Meer, S. Hirzel Verlag, Leipzig, 1941;

2Samuel Contenius (auch: Kontenius) war eine der bekanntesten Persönlichkeiten unter den Deutschen im Russischen Reich des 19. Jahrhunderts. Über 30 Jahre lang kümmerte er sich mit viel Einsatz um die Kolonisten. Seine Herkunft ist bis heute nicht geklärt. Er soll 1749 in der Familie des Pastors Christian Kontenius das Licht der Welt erblickt haben. In einigen Quellen wird Schlesien, in anderen Westfalen als seine Heimat genannt.
1798 wurde er mit der Inspektion der Ausländerkolonien in Klein- und Neurussland betraut. Er organisierte die Ansiedlung der deutschen Kolonisten in den verschiedenen Gebieten Neurusslands und sorgte auch für die Entwicklung der Kolonien, indem er sie in allen Lebensbereichen beriet. Contenius führte seine Tätigkeit bis zum Jahre 1818 fort. In diesem Jahr wurde das „Vormundschaftskontor für die ausländischen Ansiedler in Jekaterinoslaw“ umorganisiert und in „Fürsorgekomitee für ausländische Ansiedler“ umgetauft. Contenius dankte ab. Sein Nachfolger wurde General Inzow. Contenius blieb als Berater des Generals bis zu seinem Tod im Jahr 1830 tätig.

3 Die Familiennamen und Häusernummern der Einwohner von Klosterdorf: Brosowski (16), Fergin (15), Freudemann (4), Galuschka (landlos) (1), Gau (13), Gertich/Hertig (landlos) (2), Göttselig (24), Grassman (18), Helgard (oder Elhard) (1), Hinkel (21), Hiob (23), Hofmann (5), Jordan (3), Just (25), Klein (2), Koller (7), Luft (27), Meier (10), Mengel (17, 30), Neuburg (12), Penke/Benke (26) Petzner (8), Piesslinger (22), Reinlender (28), Rimberger (19), Rogaschewski (29), Sperling (landlos) (3), Steiner (9), Tamberger (oder Tauberger) (11), Teier (oder Tairik) (6), Weber (20) und Wibert (14)