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Du bist in: Migrationsmuseum > Migrationsbewegungen> Südwestdeutschland im 18. Jahrhundert

Migrationsbewegungen

(Teil 2 von 2)

Südwestdeutschland, ein Auswanderungsland

18. Jahrhundert

im Jahr 1741 kam es zu einer weiteren Auswanderung lutherischer und reformierter (calvinistischen) Familien aus der Kurpfalz1. Auch sie, wie ihre Vorgänger, folgten den englischen Verlockungen und Versprechen, Virginia, North Carolina, New York und Pennsylvania aufzubauen. Die meisten Auswanderer kamen aus Biebern, dem Biebertal und dem Hunsrück.

Karl Moor: Abend am Rhein
Rheinschiff

Die Gruppe der reformierten und lutherischen Auswanderer wollte eigentlich, wie ihre Vorgänger Ende des 17. Jahrhunderts, über den Rhein abwärts nach Rotterdam in Holland, um sich dort nach Nordamerika einzuschiffen. Doch durch den Seekrieg zwischen England und Spanien2 (1739 - 1742) wurden sie in Schenkenschanz an der holländischen Grenze aufgehalten.

Bauern bezahlen den Zehnt
Bauern bezahlen den Zehnt

Ein Zurück kam nicht in Frage, denn eine mit Erlaubnis der Obrigkeit vorgenommene Aus-wanderung war mit der Zahlung verschiedener Gebühren verbunden, und zwar für die Freilassung, d.h. die Entlassung aus der Leibeigenschaft, für die im 18. Jahrhundert in der Kurpfalz in der Regel der zehnte Teil des Vermögens gezahlt werden musste. Hinzu kam die sogenannte Nachsteuer, die grundsätzlich von jedem aus dem Land gehenden Besitztum und Vermögen erhoben wurde, sowie Kanzlei- und Schreibgebühren. Mit der Entlassung aus der Leibeigenschaft oder der Aufgabe des Bürgerrechtes gab ein Auswanderer nicht nur seine Pflichten auf, sondern verlor auch alle Rechte, die man nicht wieder so einfach in Anspruch nehmen konnte.

Heidelandschaft
Heidelandschaft

Schließlich verzichteten die Auswanderer auf die Emigration nach Amerika und baten vor Ort um Übertragung von Sied-lungsland.

Aus dieser Ansiedlung entwickelten sich die Dörfer Pfalzdorf (1747), Louisendorf (1820) und Neulouisendorf (1826), die sich heute im Bundesland Nordrhein-Westfalen befinden.

mehr ...... Pfalzdorf

 

Memorial Stone in Pfalzdorf: The desert will be a fruitful field.
Gedenkstein in Pfalzdorf:
"Die Wüste wird zum Acker werden"

 

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  1 Glaubensflüchtlinge aus der Pfalz = 1688 überfiel Frankreich unter König Ludwig XIV. die Pfalz. Viele Einwohner der Pfalz, die dem reformierten (calvinistischen) Glauben angehörten, mussten ihre Heimat verlassen. Unter ihnen auch Hugenotten, die bereits zuvor aus Frankreich geflohen waren. Sie flohen nach Magdeburg, das seit 1648 zum protestantischen Kurfürstentum Brandenburg gehörte. Unter kurfürstlichem Schutz wurde den Flüchtlingen gestattet in der Stadt Magdeburg die Pfälzer Kolonie zu gründen, die über ein eigenes Rathaus, Bürgermeister, Gerichte und über eine eigene Bürgergarde verfügte. Diese Kolonie bestand von 1689 bis 1808 als der Sonderstatus der Kolonien abgeschafft wurde.
Kurfürst Friedrich III. (Friedrich I. in Preußen von 1701-1713) hatte den Flüchtlingen 1685 im Edikt von Potsdam die gleichen Privilegien wie den schon vorher eingewanderten Hugenotten gewährt.

2 Seekrieg zwischen England und Spanien = Im Londoner Parlament präsentierte der britische Matrose Robert Jenkins am 19. Oktober 1739 ein Ohr, das ihm von Spaniern abgeschnitten worden sei.
Der Skandal über die Tat wurde zum Anlass für den sogenannten Ohrenkrieg (War of Jenkin's Ear), dessen tiefere Ursachen koloniale Streitigkeiten waren.
Jenkins trat in einem Moment vor das Parlament, als die Spannungen zwischen England und Spanien sehr groß waren. Die Streitigkeiten zwischen den Kolonialmächten bestanden schon seit Jahren. Die Spanier wollten die zunehmenden Schmuggelfahrten englischer Schiffe nicht länger hinnehmen und die Engländer fühlten sich durch die zahlreichen Kontrollen ihrer Schiffe provoziert.
Die Kampfhandlungen dauerten 3 Jahre, endete ohne Sieger und ging schließlich 1740 in den erst 1748 beendeten Österreichischen Erbfolgekrieg über.