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Die Deutsche Ostsiedlung

 

11. Jahrhundert

Géza II
Géza II

Im Verlauf des 11. Jahrhunderts war es den Magyaren1, gegen den Widerstand der Polenkönige, gelungen ihren machtpolitischen Einfluss nach Osten über ganz Siebenbürgen2 bis an die Karpatenkämme auszudehnen.

Schon vom Frühmittelalter an wuchs die Bevölkerung Westeuropas mit rasender Geschwindigkeit und dies führte dazu, dass die deutschen Bauern in den Osten, in spärlich bewohnte Gebiete auswanderten.

 

Wappen der Siebenbürger Sachsen
Wappen der Siebenbürger Sachsen

Géza II., König von Ungarn, rief ab etwa 1147 deutsche und flämische Bauern, Handwerker, Kaufleute und niedere Adelige (sog. Ministeriale) in die dünn besiedelten Gebiete in Oberungarn (Zips3) und Siebenbürgen (Siebenbürger Sachsen). Die Siedler kamen aus der Rhein-Mosel-Gegend (Moselfranken), aus Flandern und aus Wallonien.

Die Anzahl der ersten deutschen Siedler in Siebenbürgen lag nach heutigen Untersuchungen zwischen 2.000-3.000 Personen.

Georg Bleibtreu, 1884: Die Einwanderer der Siebenbürger Sachsen
Georg Bleibtreu, 1884:
Die Einwanderung der Siebenbürger Sachsen

Diese waren aus dem Tross des zweiten Kreuzzuges4 abgeworben worden, der Ungarn auf dem Weg in das Heilige Land durchreiste.

Diese Einwanderer wurden ohne Rücksicht auf ihre Herkunft "Sachsen" genannt.

Die Bezeichnung „Sachsen“ (Siebenbürger Sachsen) entstammt dem Lateinischen Saxones, womit zunächst deutsche Krieger oder Ritter gemeint waren, was später verallgemeinert auf die gesamte Siedlergemeinschaft übertragen wurde.

ein adliger Szekler
ein adliger Szekler

Mit der Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen ging auch die Umsiedlung der dort lebenden Bevölkerung, der Szekler, einher, die auf dem Königsboden (Siebenbürgen) weiter im Osten, im sogenannten Land der Szekler, als Grenzwächter eine neue Heimat fanden.

Damit sich die Siedlungen schnell entwickeln konnten, verlieh Géza II. den Siebenbürger Sachsen eine Reihe von Privilegien. Dazu zählten vor allem die freie Wahl der Richter und steuerliche Begünstigungen.

Neben diesen Sonderrechten waren die deutschen Siedler dem König gegenüber zum militärischen Beistand verpflichtet. Sie sollten das Königreich und den König vor eindringenden feindlichen Völkern aus dem Süden, Osten und Westen sowie vor inneren Feinden (Adlige und Stammesfürsten) mit Waffen schützen und verteidigen.

kumanischer Bogenschütze
kumanischer Bogenschütze

Zu der Zeit unternahmen die Kumanen aus der großen Walachei Raubzüge nach Siebenbürgen.

Der König erhoffte sich von der Ansiedlung außerdem auch noch wesentlich höhere Steuer-einnahmen, einen fortge-schritteneren Ackerbau, Städte-bau, eine Belebung des Handels; Erwartungen, die sich erfüllten und so dazu führten, dass die Könige und Fürsten den Kolonisten immer wieder die Privilegien erneuerten und sie gegen adlige Angriffe schützten.

Die Siebenbürger Sachsen legten eine Reihe von Städten (Hermannstadt, Kronstadt, Klausenburg u. a.) an und gründeten etwa 250 Ortschaften.

Trudarmee

Etwa 25.000 Siebenbürger Sachsen wurden Ende des Zweiten Weltkrieges und danach in die UdSSR zur Zwangsarbeit (Trudarmee5) verschleppt.

Durch die Bodenreform von 1945 verloren sie ihren gesamten Grundbesitz, der kirchliche Besitz wurde 1948 ver-staatlicht.

Ab 1988/89 sank ihre Zahl durch Abwanderung nach Deutschland ständig. Inzwischen leben etwa 220.000 (ehemalige) Siebenbürger Sachsen in Deutschland, um 15.000 in Österreich, 25.000 in den USA und etwa 8.000 in Kanada.

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 1 Die Magyaren, eine finnougrische Sprachgruppe, sind aus der Gegend zwischen Ural und Wolga im 9. Jahrhundert in das Kerngebiet des heutigen Ungarn eingewandert.

 2 Siebenbürgen = Landschaft, im Innern des Karpatenbogens, die heute zu Rumänien gehört. Vom 3. Jahrhundert v. Chr. an Teil des Königreichs der Daker, 106-271 n. Chr. Teil der römischen Provinz Dakien, seit dem 7. Jahrhundert des Bulgarischen Reiches, seit dem 9./10. Jahrhundert bis 13. Jahrhundert von Ungarn.
Zum Grenzschutz wurden im 10. Jahrhundert Szekler, ab etwa 1150 deutsche Bauern und Handwerker (Siebenbürger Sachsen) angesiedelt; 1211-25 breitete sich im Burzenland (historische Grenzlandschaft im Südosten Siebenbürgens) der Deutsche Orden aus. Eine rumänische Bevölkerung ist erst seit etwa 1210 sicher bezeugt. 1437 kam es zur »Union der drei Nationen« (Ungarn, Szekler, Sachsen) zur Abwehr der seit 1432 vordringenden Türken.
Die Bedrohung durch die Türken führte nach 1493 bis etwa 1530 zum Um- und Ausbau der Kirchen zu Kirchenburgen. Nach der Schlacht bei Mohács (1526) kam Siebenbürgen unter osmanische Oberhoheit; 1688 bzw. 1691 fiel Siebenbürgen vorläufig, 1699 (Frieden von Karlowitz) bei Wahrung seiner Autonomie endgültig an die Habsburger (Österreich); 1848/49 kurz, nach dem österreichisch-ungarischen Ausgleich 1867, wieder mit Ungarn vereinigt. Die Magyarisierungspolitik stieß auf den entschiedenen Widerstand der dort lebenden Rumänen und Sachsen. Durch den Frieden von Trianon (1920) kam Siebenbürgen an Rumänien, durch den 2. Wiener Schiedsspruch (1940) Nordsiebenbürgen und das Szeklerland (Ostsiebenbürgen) an Ungarn, durch den Pariser Frieden (1947) ganz Siebenbürgen wieder an Rumänien.

 3 Zips = historische Landschaft in der heutigen Slowakischen Republik;
im Verlauf der deutschen Ostsiedlung wurden von ungarischen Königen seit Ende des 12. Jahrhunderts in Schlesien und Mitteldeutschland angeworbene Bauern in der Oberzips (Sammelbezeichnung Zipser Sachsen), im 13. Jahrhundert auch aus Bayern stammende Bergleute und Handwerker im Gründner Boden angesiedelt.
Es wurden 24 Städte gegründet. Wegen der zunehmenden Magyarisierungspolitik (Aufhebung der Selbstverwaltungsrechte 1876) wanderten viele Menschen in die Städte ab oder in die USA aus und Slowaken zogen zu. Mit dem Vertrag von Trianon (1920) wurde die Zips offiziell Teil der Tschechoslowakei; 1945 Vertreibung der Zipser Sachsen.

 4 Kreuzzug = im Mittelalter von der Kirche propagierter od. unterstützter Krieg gegen Ungläubige u. Häretiker;
besonders im Hochmittelalter unternommener Kriegszug christlicher Ritter in den Vorderen Orient zur Befreiung heiliger Stätten von islamischer Herrschaft.

 5 Trudarmee = Arbeitsarmee (russ.: Трудовая армия Trudowaja armija, kurz трудармия Trudarmija) war eine militarisierte Form der Zwangsarbeit in der Sowjetunion während und nach dem Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1946. Betroffen davon waren vor allem Russlanddeutsche aber auch die finno-ugrischen Komi, sowie Rumänen, Ungarn und Italiener.