Die Deutsche Ostsiedlung
14. Jahrhundert
Das 14. Jahrhundert war für ganz Europa ein Jahrhundert tiefgreifender Krisen. Kriege, Epidemien, Unbilden des Wetters und Hungersnöte trugen zum Bevölkerungsschwund bei.
Seit der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ließ die deutsche Ostsiedlung nach, besonders wegen der großen Bevölkerungsverluste durch die Pest von 1347/48‒52, als dadurch die Zuwanderungen ausblieben.
Die Pest
Nur die Herrscher aus Pommern und Schlesien1 luden weiterhin Siedler in ihr Land ein.
Havelland im heutigen Deutschland
Mit Beginn der Neuzeit wurde die Besiedlung des deutschen Nordostens von Brandenburg-Preußen aus planmäßig staatlich gelenkt.
Um 1400 waren Brandenburg, Mecklenburg, Pommern und Schlesien ganz überwiegend, Böhmen und Mähren zum größeren Teil deutsch besiedelt.
Vor allem unter dem Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg aus dem Haus Hohenzollern wurden die Gebiete um die Havel (Havelland), Pommern und Ostpreußen besiedelt.
1 Schlesien wurde
vor 2.000 Jahren von Silingern, Wandalen, Lugiern und anderen germanischen
Völkern besiedelt. Nach dem Abzug der Silinger im Zuge der Völkerwanderung
erfolgte um das Jahr 500 eine Besiedelung durch slawische Völker. Im
9. Jahrhundert gelangte Schlesien unter die Herrschaft der Böhmen und
ab dem 10. Jahrhundert war es Bestandteil des polnischen Staates. Unter
dem Schutz des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (als Friedrich III. auch
Herzog von Schwaben) begann
im 12. Jahrhundert eine zunehmende Germanisierung Schlesiens, ohne die
Region aus dem polnischen Staatsverband zu lösen. 1327 verloren die
Piasten den Bezug zu ihrer polnischen Stammheimat und unterstellten sich
der Lehenshoheit der böhmischen
Könige. Schlesien verstärkte immer mehr seine Anbindung an den
Westen. Die böhmische Herrschaft ging 200 Jahre später auf das
Haus Habsburg über und von 1526 bis 1742 gehörte Schlesien zu Österreich.
Nach dem 1. Schlesischen Krieg fielen 1742 Niederschlesien, ein großer
Teil von Oberschlesien und die Grafschaft Glatz an Preußen. Der südliche
Teil Oberschlesiens blieb habsburgisch und bildete bis 1918 als Herzogtum
das Kronland Österreichisch-Schlesien.
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert lebten in Schlesien 3,5 Millionen Deutsche
und eine Million Polen. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg kam
es im Zuge der europäischen Neuordnung zur Neugründung der Staaten
Polen und Tschechoslowakei. Schlesien wurde in zwei Provinzen aufgeteilt: Oberschlesien
und Niederschlesien.
Der Vertrag von Versailles (1919) schrieb eine Volksabstimmung über den östlichen
Teil Oberschlesiens vor. Obwohl 1921 bei der Volksabstimmung 60% für den
Verbleib bei Deutschland stimmten, sprach der Oberste Rat der Alliierten, der
seit 1920 das Gebiet besetzt hatten die Gebiete Polen zu. Österreichisch-Schlesien
kam nach dem Ersten Weltkrieg zur Tschechoslowakei und gehört heute zu Tschechien
.
Nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 wurde Ostoberschlesien an das Deutsche
Reich angeschlossen.
Am 19. Januar 1945 fiel Oberschlesien in sowjetische Hände. Die Rote Armee überrollte
Niederschlesien und umzingelte bald die Stadt Breslau. Aus Furcht vor der heranrückenden
Roten Armee verließen die Schlesier zu Hunderttausenden in schlecht gerüsteten
Flüchtlingstrecks ihre Heimat. Schlesien fiel unter russische Besatzung,
wurde schließlich vom Deutschen Reich abgetrennt und Polen zugesprochen.
Zwischen 1945 und 1947 wurde der größte Teil der verbliebenen deutschsprachigen
Bevölkerung systematisch vertrieben.
Aufgrund des Potsdamer Abkommens (1945) kam fast ganz Schlesien an Polen; ein
kleines Gebiet westlich der Lausitzer Neiße / Nysa Łużycka gehört
heute zu Sachsen.
Nach Flucht und Vertreibung von rund 3 Millionen Deutschen wurden in Schlesien
insbesondere Bewohner aus den von der Sowjetunion besetzten ostpolnischen Gebieten
angesiedelt. Viele in Polen zurückgebliebene Deutsche siedelten insbesondere
nach 1970 (Warschauer Vertrag) in die Bundesrepublik aus. 1990 wurde durch den
Zwei-plus-Vier-Vertrag die deutsch-polnische Grenze endgültig anerkannt.