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Du bist in: Migrationsmuseum > Migrationsbewegungen> Südwestdeutschland im 18. Jahrhundert

Migrationsbewegungen

(Teil 1 von 2)

Südwestdeutschland als Auswanderungsland

18. Jahrhundert

wenn Südwestdeutschland im 17. Jahrhundert nach der großen Entvölkerung während des Dreißigjährigen Krieges1 (1618-1648) und des Pfälzischen Erbfolgekrieges2 (1688-1697) zu einem regelrechten Einwanderungsland geworden war, so wurde es Anfang des 18. Jahrhunderts zu einem Auswanderungsgebiet.

 

Die Bauern - der 3. Stand trägt die Last der anderen zwei Stände. Er stützt sich dabei auf seine Hacke, aus seiner Tasche hängen Zettel mit Steuern, Zehnt, Fron- und Militärdienst, seine Saat wird von gefräßigen Rebhühnern und Hasen aufgefressen (adliges Jagdprivileg). Der Abbé ist geprägt von Prunksucht, der Degen des Herzogs ist von Blut gerötet.
Die Bauern, der 3. Stand,
trägt die Last der anderen zwei Stände"

Realteilung3, Überbevöl-kerung, Missernten, über-höhte Belastungen des Staates und religiöse Unterdrückung hatten schon Ende des 17. Jahrhunderts zu Auswanderungen nach Übersee geführt. Es waren Protestanten wie z. B. Mennoniten4, Amische5 und Quäker6. Viele von ihnen kamen aus der Kurpfalz und hatten dort erst einige Jahre oder Jahrzehnte Unterschlupf erhalten. Wenig verwunderlich, dass “Palatine”, das englische Wort für Pfälzer, lange Zeit Synonym für alle Einwanderer aus deutschen Landen war.

Auswanderung
Auswanderer

Die erste große Massenauswanderung aus der Kurpfalz nach Nordamerika des 18. Jahrhunderts setzte 1709 ein.

Bis 1727 kamen etwa 15.000 "Palatines" im Hafen von Philadelphia an. Zwischen 1727 und 1775 folgten weitere ca. 70.000 Personen. 1775 bestand ein Drittel der Bevölkerung Pennsylvanias aus deutschstämmigen Bewohnern.

mehr ...... Deutsche in Pennsylvania

 

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Die Neuzeit Europas ist eine von konfessionellen Konflikten geprägte Geschichte. Im Wechselspiel landesherrschaftlicher Mächte führte die Vertreibung anders denkender Minderheiten zu Aus- und Einwanderungen, zur Migration und damit nicht zuletzt zur kulturellen Durchmischung.

Salzburger Exulanten
Salzburger Exulanten

So kam es im Jahr 1731/32 zur Vertreibung von etwa 20.000 Protestanten aus dem Erzbistum Salzburg, die in Ostpreußen eine neue Heimat fanden.

Zum Teil wurden die Ansiedlungen der Glau-bensflüchtlinge von den jeweiligen Landesherren durch Vergünstigungen gefördert, weil sie sich dadurch einen Wirtschaftsaufschwung erhofften.

spread of German language

 

Wenn du die Verbreitung der deutschen Sprache in Europa in den verschiedenen Epochen (7. - 20.Jahrhundert) sehen willst, dann klicke auf das Bild hier rechts right

 

 

 

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1 Dreißigjähriger Krieg = Sammelbezeichnung für den europäischen Religions- und Staatenkonflikt, der aus dem konfessionellen Gegensatz im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem Gegensatz zwischen Habsburgermonarchie und Ständen entstand und auf deutschem Boden 1618-48 ausgetragen wurde. Deshalb sprach man im 17. und 18. Jahrhundert auch vom Teutschen Krieg, um den Raum zu charakterisieren, der millionenfachen Tod, Verwüstung und Barbarei erlitt. Die neuere Geschichtsschreibung deutet das Ganze als Krieg in Europa, weil sich in vielen Ländern Macht-, Religions- und Wirtschaftsprobleme gewaltsam entluden. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen in den Niederlanden, zwischen Polen und Schweden, Schweden und Dänemark, Frankreich und Spanien.
Nach den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen benötigten einige vom Krieg betroffene Territorien mehr als ein Jahrhundert, um sich von dessen Folgen zu erholen.

2 Der Pfälzische Erbfolgekrieg, auch Orléansscher Krieg genannt, war ein französischer Eroberungskrieg in der Region der Kurpfalz und großen Teilen Südwestdeutschlands. 1685, nach dem Tod des Kurfürsten der Kurpfalz, Karl II., ohne direkten männlichen Erben zu hinterlassen, erhob Ludwig XIV. Erbansprüche, da sein Bruder Philippe I. de Bourbon, der Herzog von Orleans, mit der Schwester des Verstorbenen verheiratet war.

3 Durch die Realteilung wurde der Besitz einer Familie, insbesondere der Landbesitz, real unter den Erbberechtigten aufgeteilt. Diese Aufteilung fand bei jedem Erbgang statt, sodass die Anzahl von Kleinstparzellen mit der Zeit anstieg. In der Landwirtschaft führte die fortgesetzte Realteilung zu einer Zersplitterung des Ackerlandes in eine Vielzahl kleiner Äcker, oft in Form schmaler Streifen.

Die Realteilung führte in Altwürttemberg dazu, dass di Äcker bald zu klein waren, um eine Familie zu ernähren, deshalb gab es in Württemberg schon früh Nebenerwerbslandwirte, die nebenbei ein Handwerk betrieben. Gleichzeitig sicherte das ererbte Gut einen Mindestunterhalt, denn man erbte nicht nur ein Stück Acker, sondern auch einen Anteil am elterlichen Haus. Allerdings waren das oft nur einzelne Zimmer, in denen sich ganze Familien zusammendrängten.
4 Mennoniten
= Anhänger einer evangelischen Freikirche, die die Erwachsenentaufe pflegt u. den Wehrdienst u. die Eidesleistung ablehnt.

5 Amische = eine Gruppe der Mennoniten, die sich wegen ihrer strengeren Auffassung von Kirchenzucht 1693 von den übrigen Mennoniten trennte und seither eine eigene religiöse Gemeinschaft bildet.

6 Quäker = eine christliche Religionsgemeinschaft, die vor allem in den englischsprachigen Teilen der Welt und in Afrika Verbreitung fand.
Grundgedanke ist die Vorstellung einer Erleuchtung durch Gott, die jeden Menschen als Quelle der Gotteserkenntnis und einer wirklich christlichen Lebensführung erreichen kann. Sakramente, wie Kindertaufe und Abendmahl werden verworfen, Vergnügungen gelten als anrüchig, Kriegsdienst wird abgelehnt.