Sarata - eine Mutterkolonie in Bessarabien

(Dieser Artikel ist meinen Vorfahren Bechtle, Bosch, Schmucker, Fieß, Blatter gewidmet)

 

Alexander I.
Alexander I.

am 13. März 1822 zog Lindl, nunmehr verheiratet, mit etwa 70 Familien, davon rund die Hälfte Württemberger, von Odessa in das ihm von Alexander I. übereignete Kronsland, wo sie am 19. März 1822 ankamen.

 

Zur Zeit der Ankunft der Kolonisten war das Gebiet von zwei Moldauern und einem Bulgaren besetzt, die die Steppe als Weideland für ihre zahlreichen Herden benutzten.

Erdhütte
Erdhütte

Es gab keine Häuser und so lebten die Ansiedler bis zur Errichtung der Krons-häuschen in selbst-gemachten von Erde aufgeführten Buden.

Die Regierung ge-währte den Kolonisten 50.000 Rubel, die größtenteils zum Häuserbau, aber auch für Nahrungs-mittel verwendet wurden.

Sarata in Bessarabien
Sarata in Bessarabien

Unter der Leitung Lindls wurden die Bauarbeiten ge-meinschaftlich durch-geführt. Bis zum Herbst waren die ersten Häuser einzugsbereit.

Da noch nicht alle Wirtschaftshöfe be-setzt waren, wurden noch gerne weitere Zuwanderer ange-nommen.

Am 25. Juli 1822 trat die letzte Gruppe (55 Personen) ohne Führer die Reise nach Odessa in Russland an. Unter ihnen befanden sich drei Familien aus Lindls ehemaliger Pfarrei Gundremmingen.

Die Gruppe kam über St. Petersburg, Radywyliw Boyany, Galati nach Sarata, wo sie in den Häusern der ersten Einwanderer den Winter über untergebracht wurden.

 

In Sarata gingen die Bauarbeiten weiter und bis zum Einbruch des Winters waren auch das Haus des Pfarrers und ein geräumiger Betsaal fertiggestellt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die täglichen Andachten oder Gottesdienste vor der Behausung Lindls abgehalten worden.

Lindl überwand den konfessionellen Unterschied seiner evangelischen und katholischen Anhänger, indem er eine allein auf Christus begründete Ordnung herstellte, an die sich seine Anhänger freiwillig, durch ihre feste Glaubensüberzeugung hielten. Der Tagesablauf wurde vom kirchlichen Leben beherrscht:

"...... Morgens früh war Frühlehre, um 10 Uhr Hauptgottesdienst, um 2 Uhr Kinderlehre, abends Abendbetrachtung mit Gebet im Betsaal, wo auch jeden Tag ein Morgen- und Abendgebet stattfand....."

aus: Wilhelm Kludt: Die deutschen Kolonisten in Bessarabien, Die deutschen Kolonisten in Bessarabien in ihrem sittlichen und religiösen Zustande bis zum Jahre 1861, Odessa 1900;

 

 

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