Ignaz Lindl

Barbara Juliane von Krüdener
Barbara Juliane von Krüdener

juliane von Krüdener, galt während Zar Alexanders "kosmo-politischer1 Phase" (von 1812/13 bis 1817/18) als seine Vertraute und "See-lenfreundin" und erwirkte von ihm die Zusage, fromme Deutsche als Kolonisten in die neuen Ansiedlungs-gebiete in Südrussland schicken zu dürfen.

Sie berief sich auf pietistische Autoritäten wie Johann Albrecht Bengel (1687-1752), Johann-Heinrich Jung-Stilling (1740-1817) u.a. und verkündete, dass sich am 18. Juni 1836 auf dem Berg Ararat im Kaukasus, wo nach biblischer Überlieferung (1. Mose 8,4) nach der Sintflut die Arche Noah gelandet war, das Weltende eintreten, sich die Wiederkunft Jesu Christi vollziehen und das Tausendjährige Friedensreich seinen Anfang nehmen werde. Jeder, der das Himmelreich gewinnen wolle, müsse der Wiederkunft Christi persönlich beiwohnen und an den "Bergungsort" in den Kaukasus ziehen.

die Arche Noahs auf dem Berg Ararat
die Arche Noahs
auf dem Berg Ararat

Juliane von Krüdener hatte mit ihren Aufrufen zwischen 1816 und 1818 in Schwaben, in Baden und um Schaffhausen eine mächtige Auswanderungsbewegung in Gang gesetzt, die durch Landmangel und durch Hungersnöte (1802, 1809, 1810 und 1812 bis 1815/16) zusätzlich noch Schubkraft erhielt.

 

Johann Heinrich Jung-Stilling
Johann Heinrich Jung-Stilling

Nach Heinrich Jung-Stilling waren die Nöte der Zeit ausnahmslos als göttliche Gerichte zu verstehen und als solche bedeuteten sie für die einen die letzte Gelegenheit, sich "aufwecken" zu lassen und für die anderen die Verführung einer letzten Prüfungs- und Versiegelungszeit.

Die übrigbleibende Gemeinde der Endzeit aber dürfe gewiss sein, dass für sie im Osten, in Russland, ein Zufluchts- und Bergungsort bereitet werde, an dem sie den Anbruch des tausendjährigen Friedensreiches ihres Herrn erleben sollte. Bis dahin, so mahnte Jung-Stilling, sollten alle treu an ihrem Ort und ihrem Beruf verbleiben.

 

 

 

 

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1 kosmopolitisch = philosophisch-politischer Standpunkt, der den ganzen Erdkreis als Heimat betrachtet