Johannes a Lasco

Johannes a Lasco
Johannes a Lasco

Johannes a Lasco (polnisch: Jan Łaski; *1499 in Łask in der Nähe von Warschau; † 8. Januar 1560 in Pinczów) entstammte dem reichen polnischen Adel und war Archidiakon von Warschau, Reformierter der zweiten Generation, Superintendent und Reformator in Ostfriesland und Polen und Superintendent der Flüchtlingsgemeinden in England.

Er wurde von seinem Onkel Jan Laski der Ältere, Erzbischof von Gnesen und damit Primas (Oberhaupt der polnischen Kirche) an seinem Hof in Krakau, in der damaligen Hauptstadt Polens, erzogen.

A Lasco studierte Sprachen, kanonisches Recht und klassische Literatur in Rom von Juni 1513 bis zum Herbst 1514 und dann bis 1518 in Bologna und Padua. 1519 erhielt er seine ersten Pfründe, die ihm hohe jährliche Einnahmen einbrachten. Im Frühjahr 1519 kehrte a Lasco in seine Heimat Polen zurück und 1521 wurde er dort zum Priester geweiht. Im selben Jahr wurde er zum Domkaplan in Gnesen (dem heutigen Gniezno) und gleichzeitig zum Sekretär von König Sigismund I. von Polen ernannt.

Im Sommer 1524 reiste a Lasco nach Zürich, wo er Huldreich Zwingli, evangelischer Theologe und Reformator der deutschsprachigen Schweiz, kennen lernte und nach Basel, wo er dem lutherischen Theologen, Humanisten und Reformatoren Johannes Ökolampad und dem Humanisten Erasmus von Rotterdam begegnete. Dieser beeindruckte ihn so sehr, dass er 1525 in sein Haus zog und für ein halbes Jahr bei ihm lebte.

Im Oktober 1525 wurde a Lasco brieflich von seinem Onkel aufgefordert Basel zu verlassen, um einer diplomatischen Mission nach Italien zu folgen. Diese erübrigte sich jedoch und a Lasco kehrte im Frühjahr 1526 nach Polen zurück. Dort nahm er seine Tätigkeit als königlicher Sekretär wieder auf und wurde zum Probst in Gnesen ernannt, das höchste Amt, das er in den folgenden zwölf Jahren erreichen sollte.

1527 stürzte sich a Lasco an der Seite seines Bruders Hieronymus in ein Abenteuer auf dem internationalen politischem Parkett. Er beteiligte sich diplomatisch zehn Jahre lang an dem Kampf um die Thronnachfolge in Ungarn – zunächst gegen die katholischen Habsburger, später auf deren Seite. Doch letztlich scheiterten die Ambitionen des Bruders. Dieser Konflikt zehrte stark an den Finanzen der Familie a Lasco, ließ Johannes a Lascos persönliche Beziehung zu dem pazifistisch gesonnenen Erasmus abkühlen und beendete seine kirchliche Karriere in Polen. Doch der von ihm selbst ersehnte Bischofsstuhl sollte a Lasco nicht mehr angetragen werden. 1530/1531 verwaltete a Lasco das Erzbistum Gniezno(Gnesen), dann wurde er Domherr in Krakau und 1538 Archidiakon von Warschau.

Gegen Ende der dreißiger Jahre stand a Lasco an einem Wendepunkt seines Lebens. Im April 1537 reiste er zunächst nach Leipzig und besuchte Philipp Melanchthon, den Humanisten und Mitstreiter Martin Luthers. Der Besuch bei Melanchthon verdeutlicht, dass a Lasco eine humanistisch fundierte Theologie mit dem Ziel der Reform der Kirche vertrat und sich insoweit auch der Reformation angenähert hatte.
Im Laufe des Jahres 1537 begegnete er dem niederländischen Mönch und (reformierten) Theologen Albert Hardenberg. Diese Begegnung scheint großen Einfluss auf a Lasco gehabt zu haben, denn er ging mit ihm nach Löwen in Flandern, wo beide Kontakt zu den "Brüdern und Schwestern vom gemeinsamen Leben" aufnahmen. Unter dem Einfluss von Hardenberg und dem Zusammenleben in diesen Kreisen scheint a Lasco sich einer neuen Frömmigkeit zugewandt zu haben.

A Lasco sagte sich von der katholischen Kirche los und heiratete in Löwen eine junge Frau aus einfachen Verhältnissen. Löwen lag im Herrschaftsgebiet der Habsburger und war eine kleine Stadt mit einer katholischen, antireformatorischen Universität. Wenn eine so auffällige Persönlichkeit wie ein polnischer Baron und Kleriker dort heiratete, erregte das Aufsehen. Im Juli 1540 hatte sich die Nachricht von der Eheschließung a Lascos auch in Polen wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Nachricht war eine Sensation, denn es war die erste Priesterehe eines polnischen Klerikers. In den Anfangsjahren der Reformation war die Heirat eines Priesters eine provokante Tat und ein öffentliches Bekenntnis zur neuen Lehre (Reformation). Die Heirat hatte Folgen: In Polen entzog man ihm, nachdem die Nachricht von seiner Verheiratung bekannt geworden war, die Einkünfte aus seinen geistlichen Ämtern, was seinen finanziellen Ruin bedeutete.

Bedroht von der Inquisition zog a Lasco mit seiner Ehefrau Barbara im Herbst 1540 nach Emden in der Grafschaft Ostfriesland, das außerhalb des habsburgischen Herrschaftsgebietes lag und, wo die Grafen schon 1520 die Reformation eingeführt hatten. In der Grafschaft Ostfriesland herrschte eine liberale Religionspolitik, selbst Anhänger der täuferischen Gruppen hatten in Ostfriesland wenig zu befürchten und kamen deshalb in größerer Zahl ins Land.

Nachdem ein erneuter Versuch (1541), in der polnischen Kirche reformierend tätig zu werden, gescheitert war, brach a Lasco endgültig mit der polnischen Kirche und nahm 1542 das ihm von Gräfin Anna von Oldenburg angebotene Amt des Superintendenten für Ostfriesland an, wo er nun als Reformator wirkte. Er schuf kirchliche Strukturen, die bis heute bestehen, und wurde so zum Reformer in Ostfriesland auch in politischen Fragen. A Lasco begann, die ostfriesischen Kirchen zu ordnen und die Gemeinden klar abzugrenzen gegenüber den Klöstern und den Täufern. Auf seinen Wunsch hin untersagte Gräfin Anna den Mönchen das Predigen, Taufen und Ausstellen von Testamenten. Ohne diese wichtige Einnahmequelle konnten die Klöster sich in Ostfriesland nicht halten und verschwanden im Lauf des 16. Jahrhunderts völlig aus Ostfriesland.

Es kamen immer mehr Täufer und andere protestantische Gruppen und Grüppchen ins Land, die sich vor Verfolgungen in den habsburgischen katholischen Länder in Sicherheit brachten. A Lasco versuchte die Täufer in die protestantische Kirche zurückgewinnen. Deshalb suchte er einerseits das Gespräch mit ihren Anführern, andererseits aber auch mit den einzelnen Flüchtlingen. Mit dem täuferischen Menno Simons und seinen Anhängern (Mennoniten) disputierte a Lasco im Januar 1544 in Emden. Menno verließ Ostfriesland bald darauf, aber seine Anhänger blieben in der Grafschaft zahlreich vertreten.
Mit den Anhängern von David Joris, die in Ostfriesland zahlreich waren, versuchte a Lasco ebenfalls das Gespräch, was allerdings zu keinem Erfolg führte. Auch als a Lasco sich in seinen Hoffnungen getäuscht sah, die Täufer im ganzen zu überzeugen, bestand er weiterhin darauf, ihre Anhänger nicht einfach aus Ostfriesland auszuweisen, wie es die kaiserlichen Edikte von der Gräfin verlangten, sondern führte Einzelgespräche mit Glaubensprüfungen unter den eintreffenden Flüchtlingen durch. Wer von den in Emden landenen Flüchtlingen der Gemeinde beitreten wollte, musste sich einer Glaubensprüfung unterziehen. So wurden bekennende Täufer ausgeschlossen.

1544 wurde a Lasco von den polnischen Bischöfen offiziell zum Ketzer erklärt.

Nach einigen Jahren der Tätigkeit in Ostfriesland schien a Lasco sich dort heimisch zu fühlen und erwarb von der Gräfin ein Gut aus ehemaligem Klosterbesitz, Abbingwehr, 12 Kilometer nordwestlich von Emden gelegen, wo er sich mit seiner wachsenden Familie niederließ.

Nach dem Schmalkaldischen Krieg (1546) und dem sogenannten "Augsburger Interim"(30. Juni 1548) hatte Ostfriesland als kleine, politisch schwache Grafschaft in der Nachbarschaft zu den habsburgischen Niederlanden wenig Handlungsspielraum. Zwar lehnten a Lasco und die übrigen Prediger eine Annahme des Interims ab, doch wuchs der Druck vom Hof der habsburgischen Regierung der Niederlande in Brüssel. Um sich nicht der Gefahr einer kaiserlichen Strafmaßnahme auszusetzen, gab Gräfin Anna den Forderungen nach. Sie erließ eine Sonderform des Interims für Ostfriesland und Johannes a Lasco wurde auf kaiserlichen Befehl als Superintendent entlassen. Damit war a Lasco in seiner ostfriesischen Tätigkeit zwischen die politischen Fronten geraten und verließ Emden 1548. Er übersiedelte mit seine Familia nach England, nachdem er sich einige Zeit in Bremen und Hamburg aufgehalten hatte. 1550 zog a Lasco nach London, wo er er als Superintendent für die Fremdengemeinden und Berater von König Edward VI. wirkte.
Unter den zahlreichen Ausländern, die um die Mitte des 16. Jahrhunderts in London lebten, befanden sich viele Flüchtlinge aus den Niederlanden, Frankreich und Italien, die ihre Heimat wegen religiöser Verfolgung verlassen hatten. Sie hatten sich, seit Eduard VI. regierte (1547), in Gemeinden zusammengeschlossen.
Mit der Ernennung a Lascos zum Superintendenten erhielten die Gemeinden vom König eine rechtliche Grundlage für ihre Organisation. Am 24. Juli 1550 überreichte der König a Lasco eine Royal Charter (Königliche Satzung), die den Gemeinden das Recht zusprach, sich in Ritus und Ordnung abweichend von der englischen Kirche zu organisieren. Zudem unterstanden sie nicht dem Londoner Bischof, sondern waren rechtlich eigenständig.
Als Eduard VI. im Sommer 1553 starb, folgte ihm seine Halbschwester Maria Tudor auf den Thron. Schon bald setzte das ein, womit Maria sich den Beinamen die „blutige“, erwarb. Maria war katholisch und setzte alles daran, den katholischen Ritus und die katholische Lehre wieder einzuführen. Die Lage der Flüchtlingsgemeinden verschlechterte sich schlagartig. Eine Politik begann, die auf die Vertreibung der Flüchtlinge abzielte. Den Führern der Gemeinden drohten Gefängnis und Schlimmeres. A Lasco verließ mit 170 Gemeindegliedern England. Nach einer Irrfahrt, da mehrere protestantische Hafenstädte die Aufnahme der Flüchtlinge verweigerten, traf a Lasco im Dezember 1553 in Emden ein und bat Gräfin Anna um Aufnahme für die Gemeinde. In Ostfriesland hatte sich die politische Lage in der Zwischenzeit entspannt. Nach dem Passauer Vertrag von 1552 und die formale Anerkennung des Protestantismus konnte Anna es wieder riskieren, a Lasco und seine Gemeinde in Ostfriesland aufzunehmen.

Während seine Gemeinde in Emden also in denkbar herzlicher Weise aufgenommen wurde, stellte sich für Johannes a Lasco heraus, dass er nicht einfach dort weitermachen konnte, wo er fünf Jahre vorher aufgehört hatte und verließ Emden endgültig im Mai 1555 und ging nach Frankfurt am Main, wo sich ebenfalls niederländische, wallonische und englische Flüchtlinge niedergelassen hatten. Nach einiger Mühe erhielten sie das Recht, gemeinsam Gottesdienste zu feiern und sich als Gemeinde zu organisieren. Doch auch die Frankfurter Gemeinde wurde vom Streit um das Abendmahl eingeholt und a Lasco gelang es nicht nach dem Augsburger Religionsfrieden (1555) in der Abendmahlsfrage mit den Lutheranern eine Übereinkunft zu finden.

A Lasco berief den flämischen Theologen und Reformator Petrus Dathenus zum Pfarrer der Flüchtlingsgemeinde in Frankfurt am Main und reiste im April 1556 von Frankfurt aus nach Speyer zum pfälzischen Kurfürsten Ottheinrich, um mit ihm über die Lage der Protestanten im Reich zu sprechen.

Am 21. Oktober 1556 brach a Lasco kehrte zurück nach Polen, wo er Berater von König Sigismund II. wurde. Er sollte eine polnische Nationalkirche gründen, die Lutheraner, Calvinisten und Böhmische Brüder durch eine einheitliche Organisation und Kirchenzucht zusammenfasst. Da aber die Lutheraner ebensowenig wie die Böhmischen Brüder bereit waren, aufeinander zuzugehen, scheiterten seine Bemühungen, aus seinem Wirken ging (nur) die polnische reformierte Kirche hervor. Polen blieb jedoch ein überwiegend katholisches Land.

Zwar gab es schon in den frühen 1520er Jahren lutherische Einflüsse im Land, doch sie beschränkten sich auf die an Deutschland angrenzenden Gebiete und die Städte mit deutscher Bevölkerung. In den polnischen Kernlanden, in Kleinpolen sowie im Großfürstentum Litauen waren die Erfolge der luthrischen Bewegung gering geblieben. In den 1540er Jahren begannen sich die Ideen der schweizerischen Reformation, die Theologie Bullingers und Calvins zu verbreiten. Träger dieser Entwicklung waren meist Angehörige des Adels, die in den Gemeinden ihrer Besitztümer im Sinne der Reformation predigen ließen. Die Zahl solcher Gemeinden wuchs schnell, und die protestantischen Ideen fanden in den Kreisen des Adels raschen Zulauf, zumal sich die Kritik an der katholischen Kirche auch auf ihre politische Rolle ausdehnte, die den Ambitionen der Adeligen entgegenstand. Als dritte protestantische Gruppe waren die Böhmischen Brüder, Nachfolger der Hussitenbewegung des 15. Jahrhunderts, in Polen vertreten. Sie waren, nachdem ihr Bekenntnis in ihrem Heimatland Böhmen verboten worden war, als Flüchtlinge nach Polen gekommen und hatten ebenfalls bei einzelnen Adeligen vor allem in Großpolen Unterstützung gefunden. Die polnischen Reformierten sahen in Johannes a Lasco den Mann, den Protestanten in Polen aufzuhelfen.

Wenn er nicht auf Reisen durch Polen unterwegs war, verbrachte a Lasco seine letzten Lebensjahre in Pinczów bei Krakau, das durch seine Anwesenheit zum Zentrum der Reformierten in Kleinpolen. Johannes a Lasco starb am 8. Januar 1560 in Pińczów.

 

Am 8. Januar 1560 starb Johannes a Lasco in Pinczów.

 

war Johannes a Lasco einer der bedeutenden Reformatoren in der zweiten Generation des reformierten Protestantismus. Er begann als Priester und hoher Geistlicher in der polnischen Kir- che. Wie viele andere war er vom Humanismus des Erasmus von Rotterdam geprägt, ehe er sich der Reformation anschloß.

 

 

Täufer: von der Kirchengeschichtsschreibung geprägte zusammenfassende Bezeichnung für in der Reformationszeit entstandene christliche Gemeinschaften, die die Kindertaufe als unbiblisch ablehnen und an ihrer Stelle die Erwachsenentaufe üben; deshalb nach ihrem Entstehen polemisch Wiedertäufer (Anabaptisten) genannt.
Kirchengeschichtlich werden die Täufer weitgehend dem spiritualististischen Flügel der Reformation zugerechnet.
Die Grundlagen des Täufertums bilden das Verständnis der Taufe als Erwachsenentaufe, d. h. bewusst vollzogenen individuellen Bekenntnisakt (Glaubenstaufe), und der christlichen Gemeinde als freiwilligen Zusammenschluss mündiger Christen, die das Christentum authentisch leben wollen. Die von den Täufergemeinschaften angestrebte Wiederherstellung des wahren Christentums in der Welt ist nach täuferischem Verständnis wesentlich auch mit der Herstellung sozial gerechter Verhältnisse verbunden, für die die Gemeinden Beispiele sein wollen.
Die erste Täufer-Gemeinde entstand 1525 in Zürich. Die sich seit dem 16. Jahrhundert bildenden Täufer-Gemeinschaften (z. B. Mennoniten und Hutterer) wurden von Anfang an oft grausam verfolgt. Zur Auswanderung gezwungen, ließen sie sich zunächst v. a. in Polen und Mähren, später besonders in Russland und Nordamerika nieder, wo das Täufertum heute in verschiedene Gemeinschaften (z. B. Amische) fortlebt.

 

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