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Die deutschen Kolonisten

in der dänischen jütländischen Heide (Alhede)

Heidelandschaft
Heidelandschaft

1759 begann der 4. Versuch der dänischen Regierung die jütländische Heide (Alhede) zwischen Viborg und Karup urbar zu machen.

Es sollten fachkundige Bauern aus Südwestdeutschland angeworben werden, denn dort, nach den Verheerungen des Siebenjährigen Kriegs (1756 bis 1763) gab es viele Ausreisewillige.

 

 König Friedrich V. von Dänemark und Norwegen, Herzog von Holstein
König Friedrich V. von Dänemark und Norwegen,
Herzog von Holstein

Aus wirtschaftlichen und/oder religiösen1 Gründen folgten in den Jahren 1759 und 1760 ca. 1.200 deutsche Bauern und Abenteuerer aus der Kurpfalz und aus Hessen den Verlockungen des Gesandten des dänischen Königs Friedrich V., der für jeden Angeworbenen 4 Reichstaler bekam. Deshalb war er nicht zimperlich; er akzeptierte fast jeden, auch diejenigen, die von Landwirtschaft nichts verstanden.

Die neuen Siedler sollten die öde jütländische Heide in Süddänemark (Alhede und Randbøl Hede) zwischen Eider und Danewerk kultivieren und kolonisieren. Diese Gebiete waren seit jeher fast eine Einöde, die hauptsächlich aus Waldgebieten, Heide- und Moorlandschaften bestanden.

Der dänische Staat versprach jeder Siedlerfamilie eine Erbpachtstelle mit Haus, Vieh, Ackergerät, Tagegeld bis zur ersten ausreichenden Ernte, 20 Jahre Steuerfreiheit, Befreiung vom Militärdienst, Religionsfreiheit und Reisegeld.

 

Auswanderung

Im Oktober 1759, nach 7-wöchiger Reise kamen die ersten Familien in Viborg an. Sie kamen aus der Gegend um Frankfurt, Darmstadt, Heidelberg und Karlsruhe. Doch dann kam das böse Erwachen, denn die Erwartungen der deutschen Familien erfüllten sich nicht. Für den Winter wurden sie in Notquartieren in den umliegenden Orten bei Einheimischen untergebracht.

Bauernhaus der Kartoffeldeutschen
Bauernhaus der Kartoffeldeutschen

Erst im Frühjahr 1760 wurde den Siedlern Land auf der Alhede südwestlich von Viborg zugewiesen, wo 30 Familien Havredal 1 km südlich von Frederiks im Kreis Viborg gründeten. Weitere 34 Familien gründeten Grønhøj 4 km nördlich von Frederiks.

Die dänische Regierung hielt ihre Versprechen nicht ein; die Starthilfen wurden nur gekürzt gezahlt und die Neuankömmlinge hatten als Ausländer Probleme mit den Einheimischen, die nicht akzeptieren wollten, dass die Deutschen steuerliche Vorteile erhielten. Es gab aber auch Schwierigkeiten beim Aufbau der Höfe und Dörfer. Hinzu kam, dass auch die Urbarmachung des sandigen Bodens nur schwer gelang.

Wegen der unerwartet schwierigen Bedingungen verließen viele das Land bald wieder und die dänischen Bauern übernahmen einen Teil der landwirtschaftlichen Betriebe.

Katharina II. von Russland
Katharina II. von Russland

Viele der Eingewanderten kehrten in ihre Heimat zurück; fast die Hälfte von ihnen folgte im Jahr 1763 dem Aufruf der russischen Zarin Katharina II. die bisher brachliegenden Steppengebiete an der Wolga zu besiedeln, die späteren sogenannten Wolgadeutschen. Ein Teil wurde in Ingermanland um die Hauptstadt St. Petersburg herum angesiedelt, ein anderer Teil in Livland auf der Krondomäne Hirschenhof.

 

Kartoffeldeutscher
Valdemar Neiiendam: Kartoffeldeutscher

Diejenigen, die blieben, hielten an ihrer Tradition fest, indem sie ihre heimatlichen Bräuche beibehielten.

Sie bauten Kartoffeln an, die sich hervorragend für den mageren Heideboden eigneten und zu diesem Zeitpunkt in Dänemark noch weitgehend unbekannt waren. Aus dieser Zeit stammt die Bezeichnung ,,Kartoffeltysker" (Kartoffeldeutsche) für die Siedler.

1765 gab es noch 61 der ursprünglichen Familien der Kartoffeldeutschen, die eine Schule und 1766 eine Kirche in Frederiks bauten.

Gedenkstein auf dem Friedhof in Frederiks
1759-1959
Fra fremmed land de kom - og Danmarks sönner blev (Aus fremdem Land sind sie gekommen - und Dänemarks Söhne geworden)
zum Andenken an die 30 Familien (Kartoffeldeutsche), die in Fredericks, die dänische Heide urbar gemacht haben: Agricola, Betz, Bitsch, Braun, Barthel, Cramer, Dich, Dürr, Frank, Gantzhorn, Harritz, Herbel-Schmidt, Hermann, Herold, Jung Krath, Kriegbaum, Laier, Lauth, Marquard, Maul , Morratz, Marche, Philbert, Rost, Schönheide, Wache, Wendel, Winkler, Würtz.

 

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1 Die Protestanten im Kurpfälzer Bereich litten unter der damals aktuellen ,,Gegenreformation". Die französisch-katholische Besetzung des Rhein-Main-Gebietes brachte einen Terror gegen alles Protestantische mit sich. Die in Lutheraner und Reformierte (Calvinisten) geteilten Protestanten hielten diesem Druck nicht immer stand. Nicht einmal das bestehende Auswanderungsverbot und die angedrohten Strafen bei einer Rückkehr konnten sie davon abhalten, den langen Marsch nach Norden anzutreten.