Die mittelalterliche Ständegesellschaft
und
die Lebensformen im Mittelalter

die mittelalterliche Gesellschaft war eine Pyramide hierarchisch gegliederter Schichten.

An oberster Stelle stand der Adel, der selbst hierarchisch gestuft war: nach dem Kaiser an der Spitze kamen die Könige, Herzöge, Markgrafen, Grafen und Ritter. Dann kamen die freien Bürger der Städte, die ein eigene Hierarchie von ratsfähigen Notabeln (Patriziern), reichen Kaufleuten, Handwerkern, Meistern, Gesellen und Lehrjungen bildeten. Die Handwerker waren in Zünfte organisiert. Auf dem Lande gab es die Bauern, Hintersassen, Knechte und Hörige.

Die 3-Ständeordnung
Die 3-Ständeordnung

Die Kirche bildete eine Parallelhierarchie vom Papst über die Kardinäle, Bischöfe, Äbte, Pröbste, Kanoniker, Pfarrer, Mönche und Ordensbrüder.

Lucas Cranach der Ältere: Werwolf, Holzschnitt, 1512
Lucas Cranach der Ältere: Werwolf
Holzschnitt, 1512

Diese Gesellschaft war weitgehend statisch. Jeder Mensch blieb (stand) in der Schicht (Stand), in die er hineingeboren war und sein Status definierte seine Person in umfassender Weise: rechtlich, politisch, wirtschaftlich, religiös und persönlich. Jeder Mensch gehört nur einer Schicht an. So war der einzelne in all seinen Bezügen Kaufmann, Bauer, Handwerker oder Ritter. Mischwesen waren Monster. Einen Unterschied zwischen persönlicher Identität und sozialer Rolle, so wie heute, gab es nicht. Deswegen wurde auch kein Wert auf Originalität gelegt. In der Kunst wurde nicht das Persönliche, sondern das Typische betont.

Die Ungerechtigkeiten der sozialen Hierarchie wurden durch die Religion kompensiert und diesseitige Nachteile mit jenseitigen Vorteilen ausgeglichen.

Diego Velázquez: Krönung der Jungfrau Maria
Krönung der Jungfrau Maria

 

Doch auch die Ordnung des Jenseits wurde als Hierarchie vorgestellt: eine andere Ordnung konnte man sich überhaupt nicht denken.

An der Spitze stand natürlich Gott mit Christus, Maria, den Aposteln und seinen obersten Engeln.

Dann kamen die himmlischen Heerscharen, die Propheten und biblischen Heroen, schließlich die Märtyrer, Heiligen und Seligen, die ihre Fortsetzung im Diesseits durch die Päpste und Prälaten mit ihrer ganzen kirchlichen Hierarchie fanden.

 

die Vorstellung der Hölle im Mittelalter
die Vorstellung der Hölle im Mittelalter

Am unteren Ende, als symmetrischem Gegenstück, gab es den Teufel mit seinen Heeren von Dämonen, Geistern und Unterteufeln, die die Seelen der Verdammten in der Hölle quälten.

Höllenschlund
Höllenschlund

 

Zwischen Himmel und Hölle wurde im Mittelalter noch das Fegefeuer geschoben, in dem diejenigen Sünder "brutzelten", die weder unschuldig waren noch "lebenslänglich" bekamen.

Marienmünster in Dießen: Seelen im Fegefeuer
Marienmünster in Dießen: Seelen im Fegefeuer

Sie mussten eine Zeit abbüßen uns konnten dabei von Freunden und Verwandten durch Seelenmessen und Ablässe, für die man natürlich bezahlen musste, unterstützt werden.

Auf diese Weise konnte die Familie mit ihren Toten weiterhin in Kontakt bleiben.

 

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