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Die Leibeigenschaft in Russland
im 19. Jahrhundert
(Teil 3 von 3)
Konstantin J. Makowski: Alexander II.
ls Alexander II., Sohn von Nikolaus I., 1855 den Thron bestieg (Regierungszeit: 1855–1881), war er beschlossen in seinem Riesenreich Reformen durch-zuführen. Durch die demütigende Niederlage im Krimkrieg, dem ersten modernen Krieg der Weltgeschichte, hatte Russland seine Hegemonialstellung in Europa verloren und dem Zaren war bewusst geworden, wie rückständig sein Land war. Um es in Europa wieder konkurrenzfähig zu machen, wollte er sein Reich in die Moderne katapultieren. Dazu wollte er Eisenbahnen bauen1, das Militär reformieren2, die Volksbildung verbessern und die Bauern befreien.
Wassili Nesterenko: Verteidigung von Sewastopol
1859 gab es in Russland etwa 23 Millionen Leibeigene. Während des Krimkrieges war es immer wieder zu Bauernerhebungen gekommen und bis 1861 verzeichnete man 500 Revolten. „... es ist besser, die Leibeigenschaft abzuschaffen, als die Zeit abzuwarten, wo sie sich selbst von unten [durch Revolution] abschaffen wird“3 verkündete der Zar am 30. März 1856 vor einer Deputation des Moskauer Adels.
Bauernaufstand
1 Einer der Gründe der Niederlage waren der Mangel an Verkehrswegen für die Verpflegung des Heeres.
2 Die Streitkräfte bestanden in erster Linie aus analphabetischen leibeigenen Bauern und der Zar betrachtete die persönliche Unfreiheit der meisten Soldaten und ihre daraus resultierende geringere Einsatzbereitschaft als eine Hauptursache für die Niederlage.
3 Johannes Conrad, Ludwig Elster, Wilhelm Hector Richard Albrecht Lexis, Edgar Loening: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Volume 2, Gustav Fischer Verlag, Jena, 1894, S. 404;