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Der Umzug in die Suchaja Padina Steppe

Die Leitung der Kolonien Tempelhof und Orbeljanowka war schon in den 1880er Jahren davon überzeugt, dass die Siedler ihren Wohnsitz würden verlegen müssen, weil sie nicht die Mittel besaßen, das bisher gepachtete Land zu erwerben. Der Bestand der russischen Tempelgemeinden stand nun in Frage.

Die Wogen der Deutschen-hetze gingen damals schon hoch und wer Einsicht in die wichtigsten Zeitungen hatte, konnte nur ungläubig den Kopf schütteln.

 

Da fand der Älteste Johannes Lange den Ausweg: .... da wir bei den höheren Beamten gut angeschrieben seien, so hätten wir Protektion und hätten die Aussicht von der Regierung Kronsland zu erhalten.

aus: Verschiedene Autoren: Damals im Kaukasus, Entstehung Blütezeit und Untergang der deutschen Tempelsiedlungen im Nordkaukasus, Tempelgesellschaft, 2001, S. 136;

 

St. Petersburg
St. Petersburg

Mit der Vollmacht beider Gemeinden und einem Gutachten des Gouverneurs von Stawropol reiste Lange nach Petersburg, wo er mit den Ministern der Reichs-domänen und des Innern verkehrte.

Dieser ersten Reise folgten noch weitere fünf und da das Ergebnis sich jahrelang hinzog, so schwand fast allgemein die Hoffnung. Nur beim Bevollmächtigten schwand sie nicht.

Alexander III.
Alexander III.

Einmal blieb Johannes Lange acht Monate in Petersburg, denn er hatte die Aussicht, bald am Ziel zu sein, dann wurde ihm jegliche Hoffnung genommen, aber dennoch verzagte er nicht, sondern schlug andere Wege ein, um seinen Zweck doch noch zu erreichen. Kein Gang war ihm zu schwer und vor keinem Schritt schreckte er zurück bis er endlich schriftlich, von Zar Alexander III., die Mit-teilung erhielt, dass er für die Kolonie 4.500 Desjatinen Kronsland im nördlichen Kaukasus, zirka 200 km östlich von Orbeljanowka (Orbel'yanovka) in der Steppe Suchaja Padina, erhalten hatte. Die Steppe wurde der Gemeinde zu einem billigen Preis und auf Abzahlung in 99 Jahren überlassen und war somit Eigentum der Gemeinde.

 

Lehmhütte
Lehmhütte

Nun konnten sich die Siedler zur Umsiedlung auf eigenes Land vorbereiten. Benjamin Lange, der Bruder von Johannes Lange, hatte in der Suchaja Padina die Ansiedlung organisiert und für alle das Land vermessen, für jede Wirtschaft 62 Desjatinen Land. Auf jeder Wirtschaft mussten 2 Desjatinen Weingarten, 2 Desjatinen Wald, 1 Desjatine Obstgarten und 0,5 Desjatinen Gemüsegarten angepflanzt werden. Der Wald wurde an einem Ende des Dorfes angepflanzt. Jeder Wirt hatte seinen Anteil am Waldbesitz, so dass es ein ziemlich großer Wald wurde. Es wurden auch schon Unterkünfte aus Lehm vorbereitet.

Fuhrwerk
Fuhrwerk

Wenn man bedenkt, dass alles, was zum beweglichen Gut einer großen Anzahl von Haushalten gehört mit eigenen Fuhrwerken über eine Strecke von 200 km befördert werden musste, so kann man sich sicher auch vorstellen, wie viel Mühe, Sorgen und Unbequemlichkeiten das mit sich brachte, aber auch wie viele Gelegenheiten, sich gegenseitig zu dienen, zu helfen und zu unterstützen. Das gemeinsame Schicksal eine in mehreren Jahrzehnten mühsam aufgebaute Heimstätte verlassen zu müssen und die gemeinsame Aufgabe in der neuen Heimat eine Existenzgrundlage schaffen zu müssen, begünstigte den Zusammenhalt der Kolonie.

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Anmerkungen