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Der Aufbruch der bessarabiendeutschen Templer1

(Teil 2 von 2)

(Dieser Artikel ist Kleopha Fuchs, Schwester meines Ururgroßvaters Gabriel Fuchs, und Elisabeth Dorothea Bechtle, die Schwester meines Ururgroßvaters Christoph Wilhelm Bechtle, gewidmet.)

 

Die Siedler von Gnadental (heute: Dolynivka) und Lichtental (heute: Svitlodolyns'ke) trafen sich in Sarata und zogen gemeinsam über Mayaki, Odessa, Cherson, Mariupol, Taganrog, Rostow am Don, Stawropol und Pjatigorsk nach Orbeljanowka (Orbel'yanovka).

 

bessarbiendeutscher Leiterwagen
bessarbiendeutscher Leiterwagen

Der lange Weg mit den Leiterwagen war beschwerlich und mühsam und nur langsam kamen sie voran, denn die Tiere, die sie mitführten, musste man unterwegs immer wieder weiden lassen.

Morgens und abends mussten die Milchkühe dann auch gemolken werden.

Gelagert wurde über Nacht im Freien, auf Wiesen oder Fel-dern. Die Wagen der Umsiedlergruppe wurden dabei so aufgestellt, dass zwischen ihnen an einem langen Seil die Tiere angebunden werden konnten.

In der Zwischenzeit setzte dann noch das Regenwetter ein. Zum Glück führte der Weg an einer Reihe von deutschen Kolonien vorbei.

Als sie schon bald am Ziel ankamen, sahen sie an schönen Tagen die mit ewigem Schnee bedeckten Gipfel der Berge Elbrus (5633 m), Dychtau (5201 m) und Kaschek (5047 m) des Kaukasusgebirges.

Berg Elbrus
il monte Elbrus nel Caucaso

 

Als sie endlich am Ziel ankamen, war es Spätherbst geworden und der Winter stand vor der Tür. Da der Treck schon vorher angemeldet worden war, erwartete Lehrer Philipp Dreher, der 1866 direkt aus Württemberg dorthin ausgewandert war, die Ankommenden. Er wies ihnen ihre Siedlungsplätze zu.

Erdhütte
Erdhütte

Der Anfang war äußerst schwierig. Für den Winter mussten schnell Unterkünfte (Erdhütten) für Menschen und Tiere geschaffen werden. Da alle Häuser gleichzeitig gebaut werden mussten, fehlte es an erforderlichen Arbeitskräften, besonders an Maurern. Trotz allem über-standen sie den ersten Winter in der neuen Heimat.

Suworowskaja
Suworowskaja

In den nächsten Jahren bekam das Dorf auch eine Eisenbahnverbindung und in der Nähe des Dorfes wurde der Bahnhof Suworowskaja gebaut. Nun war der Weg für neue Siedler offen. Es kamen Templer-Siedler aus Deutschland und Russland.

Unter ihnen waren auch Karolina Catharina Bechtle2 aus Lichtental in Bessarabien mit ihrem Mann Gottlieb Friedrich Steudle3 und ihren 9 Kindern.

Karolina Catharina Bechtle war die Schwester von Elisabetha Dorothea Bechtle4, die mit ihrem Mann Daniel Strecker5 und 4 Kindern schon 1868 von Lichtental in den Nordkaukasus wanderten und dort unter den Mitbegründern der Kolonie Orbeljanowka (Orbel'yanovka) waren.

Karolina Catharina Bechtle und Elisabetha Dorothea Bechtle waren die Schwestern meines Ururgroßvaters Christoph Wilhelm Bechtle (*16.11.1822 in Höpfigheim).

Todesanzeige Karolina Catharina Bechtle
Todesanzeige Karolina Catharina Bechtle

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Anmerkungen

1 Zur Realisierung dieses Artikels geht ein besonderer Dank an Peter Lange, Genealoge und Leiter des Archivs der Tempelgesellschaft.

Kleopha Fuchs, *15.10.1842 in Sarata, Tochter meines Urururgroßvaters Johann Georg Fuchs, *25.5.1801 in Wasserburg/Bayern und Klara Cleopha Klein, *10.10.1802 in Gundremmingen/Bayern. Kleopha Fuchs heiratete am 12.3.1862 in Gnadental Christian Gottlieb Häcker, *21.10.1838 in Gnadental, †20.3.1911 in Lichtental. Aus der Ehe ergingen 5 Kinder: Luise,*6.1.1864 in Gnadental, †25.4.1934 Mariewka; Christian Gottlieb, *13.10.1866 Gnadental; Helene, *1870 in Obeljanowka, †1885 in Odessa; Anna, *13.10.1877 in Petersburg; Adella, *1880 in Akkerman;
(Quelle: Koblenz Resettlement Questionnaires - Lichtental, Bessarabia, Src Item #1: Film 12 ; Src Item #2)

Elisabeth Dorothea Bechtle, *29.09.1820 in Höpfigheim war schon 1832 mit ihren Eltern (Christian Leonhard Bechtle, Kolonist und Kiefer, *7.9.1784 in Höpfigheim (Württemberg) und Elisabeth Dorothea Groß, *3.10.1789 in Oberstenfeld (Württemberg) und seinen 7 Geschwistern (Johann Jakob, *2.10.1811; Christina Elisabetha, *5.11.1812; Johanna Heinricke, *16.04.1814; Karoline, *5.09.1818; Christoph Wilhelm, 16.11.1822; Christoph Friedrich, *1.08.1825; Rosina Catharina, *25.02.1828) von Höpfigheim nach Sarata ausgewandert.

2 Karolina Catharina Bechtle, *5.09.1818 in Höpfigheim war schon 1832 mit ihren Eltern (Christian Leonhard Bechtle, Kolonist und Kiefer, *7.9.1784 in Höpfigheim (Württemberg) und Elisabeth Dorothea Groß, *3.10.1789 in Oberstenfeld (Württemberg) und seinen 7 Geschwistern (Johann Jakob, *2.10.1811; Christina Elisabetha, *5.11.1812; Johanna Heinricke, *16.04.1814; Elisabeth Dorothea, * 29.9.1820; Christoph Wilhelm, 16.11.1822; Christoph Friedrich, *1.08.1825; Rosina Catharina, *25.02.1828) von Höpfigheim nach Sarata ausgewandert.

3 Gottlieb Friedrich Steudle, *am 23.2.1803 in Pflugfelden bei Ludwigsburg, war schon 1840 nach Lichtental ausgewandert und heiratete in Sarata am 24.11.1842 die obengenannte Karolina Catharina Bechtle. Das Paar hatte 9 Kinder (Elisabetha Carolina, *20.12.1843; Gottlieb Friedrich, *21.7.1845; Carolina Christina, *2.3.1848; Christian Gottlieb, *28.12.1849; Wilhelm Daniel, *4.1.1852; Christina, *6.10.1853; Christiana 24.1.1856; Rosina Friedrike, *11.9.1857; Eva Rosina, *13.7.1860;).

5 Daniel Strecker, *17.12.1813 in Kirchberg/Backnang, war schon 1840 nach Lichtental ausgewandert. Daniel heiratete in Sarata am 8.1.1841 Elisabeth Dorothea Bechtle. In Lichtental kamen 8 Kinder auf die Welt: Johann Jakob, *1.2.1841; Gottlieb Daniel, *10.5.1843, †6.3.1855; Christian Wilhelm, *14.9.1844, †26.6.1853; Gottlob, *6.8.1847; Christina, *6.6.1859; Daniel, *25.7.1852; Elisabetha Dorothea, *10.12.1849; Gottlieb, *28.2.1855; Karolina, *8.4.1856.
Bei seiner Weiterwanderung in den Kaukasus verkaufte er seine Wirtschaft Nr. 16 an Heinrich Lose.