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Die Auswanderung der Schweizer ins Schwarzmeergebiet

(Teil 2 von 2)

Die Schweizer Kolonie Zürichtal (heute: Zolote Pole)

Kirche von Zürichtal
die Kirche von Zürichtal

1805 entstand die erste Siedlung, die von 49 Schweizer Familien gegründet wurde Zur Erinnerung an ihre Heimat nannten sie diese Siedlung Zürichtal.

Mit frischem Mut beseelt, begannen sie ihr hartes Tagwerk der Urbarmachung. Viele Siedler hatten kaum Erfahrung mit dem Bauern-handwerk.

Andererseits wurde das Dorf auch von Krankheiten, Heuschrecken-plagen, Missernten und darauf-folgenden Hungersnöten heim-gesucht. Nach dem Aussterben von 25 Familien wurde Zürichtal wieder mit deutschen Kolonisten aufgefüllt.

Trotz all dieser Schwierigkeiten wuchs die Gemeinde, konnte Land dazukaufen und zählte 1848 bereits 74 Hofstellen.

Zürichtal, wie alle Kolonistendörfer, war vom Militärdienst befreit und profitierte vom Krimkrieg (1853-1856). Sie verkauften der russischen Armee Lebensmittel und mit dem Gewinn konnten sie weiteres Land erwerben. Die Nachfahren der armen ausgewanderten Schweizer sind wohlhabende Bauern und zum Teil sogar Großgrundbesitzer geworden. Viele beschäftigten russische Mägde und Knechte. Schon bald galt Zürichtal als die wohlhabendste und vornehmste Kolonie auf der Krim.

Weitere deutsche Siedlungen auf der Krim

Sudak
Genueser Festung

Ab 1806 entstanden weitere 6 Mutterkolonien, die von Siedlern aus Württemberg, Baden und der Schweiz gegründet wurden: Neusatz1, Rosental2 und Friedental3 (1806), Sudak4 (1808), Heil-bronn5 (1809) und Kronental6 (1810).

Die ersten drei deutschen Kolonien Neusatz (Nejsaz, Tschukartscha), Rosental (Schaban-Oba) und Frieden-tal (Kurortnoe) wurden auf herrenlosen tartarischen Gütern angelegt.

einige deutsche Siedlungen auf der Halbinsel Krim
einige deutsche Siedlungen auf der Halbinsel Krim

 

 

Zwischen 1808 und 1810 kamen weitere 621 deutsche Familien nach Neurussland. 97 Familien wurden davon auf der Krim angesiedelt.

Ab diesem Moment stieg die Zahl der deutscher Kolonien rasch an. 1824 wohnten in diesen so genannten Mutterkolonien 1.630 Menschen. Ihre Einwohner wanderten in andere Siedlungen oder gründeten neue Kolonien, die sogenannten Tochterkolonien. Deutsche wohnten auch in Simferopol, Feodosia und in anderen Städten der Krim. 1860 gab es schon 45 Siedlungen mit deutscher Bevölkerung.

 

Mennoniten
Mennoniten

Einige Jahrzehnte später, in den 60er und 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, beschloss die russische Regierung erneut, sich der bewährten Methode zu bedienen und warb Kolonisten an, um die von den Tataren verlassenen Gebiete urbar zu machen. Mit diesem Entschluss begann die zweite Etappe in der Geschichte der Ansiedlung von Deutschen auf der Krim.

 

Zuerst zogen die Mennoniten aus dem Bezirk Berdjansk auf die Krim, später folgten die Mennoniten aus Preußen. Die berühmtesten Kolonien von Mennoniten sind Karasan (1862 gegründet, heute Dorf Rownoje, Bezirk Krasnogwardejsk) und Spat (1888 gegründet, heute das Territorium der Siedlung Gwardejskoje, Bezirk Simferopol).

 

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Anmerkungen

1Die evangelische Kolonie Neusatz (Nejsaz, Tschukartscha) lag 20 km nordöstlich von Simferopol und wurde 1806 von 38 protestantischen Familien gegründet, von denen 27 aus Württemberg (u. a. aus Tübingen, Reutlingen, Backnang), 5 aus dem Unterelsass, 4 aus Rheinbayern (der heutigen Pfalz) und 5 aus Baden stammten.

2Die katholische Kolonie Rosental lag etwa 30 km nordöstlich von Simferopol. Die Gründerfamilien kamen fast alle aus Baden, die ürsprünglich nach Ungarn wollten. Ihr Reiseweg ging über Ulm, Wien, Galatz und Odessa.

3Die evangelische Kolonie Friedental (Chan-Tokus, Kantakusy, Kantakuzowa, Kantakusowa) lag etwa 20 km nordöstlich von Simferopol und wurde von 25 Familien aus Württemberg (Vaihingen, Backnang, Cannstatt, Waiblingen, Göppingen) und 7 Familien aus der Schweiz gegründet. Ihr Reiseweg ging über Ulm, Wien, Radziwillow, Ovidiopol, Odessa und Eupatoria, wo sie am 24.6.1805 ankamen.

4 Die evangelische Kolonie Sudak, eine Winzerkolonie, lag etwa 40 km südwestlich von Feodosia und wurde von 16 Familien (40 Personen) aus Württemberg gegründet.

5 Die evangelische Kolonie Heilbronn (Heilbrunn, Gejlbrun; Temesch-Eli) lag ungefähr 25 km nordwestlich von Feodosia. Die 40 Gründerfamilien kamen alle aus Württemberg. Ihr Reiseweg ging über Meersburg, Ulm, Lauingen, Wien, Pressburg (Bratislava), Rosenberg in Oberungarn, wo 30 Personen verstarben, dann weiter über Brody, Radziwilow (Radywyliw), Tultschyn, Jampil, Balta, Tiraspol, Odessa, Koslow und Simferopol, wo sie am 4.7.1805 ankamen.

6 Die evangelisch/katholische Kolonie Kronental (Bulganak) lag etwa 25 km westlich von Simferopol und wurde von 57 Familien gegründet, die aus dem Elsass, Baden und der Schweiz kamen. Ihr Reiseweg führte sie über Sachsen, Preußen, Polen, Biala, Dnjepropetrowsk und Simferopol bis an den Siedlungsort, den sie am 09.05.1809 erreichten.