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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Peters 1. Feldzug gegen Asow

Peter der Große
Peter der Große

Peter I. war immer faszinierter vom Meer, von den Schiffen und dem weltweiten Handel. In seiner Zeit in Archangelsk im Jahr 1693 wird der Zar erstmalig über die Zukunft des Reiches und die Bedeutung eines Zugangs zum Meer gedacht haben. Eine russische Flotte gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Zar Peter wollte die expansive Politik seiner Vorgänger wieder aufnehmen und war geradezu besessen von der Idee, Russlands Abriegelung von Europa zu beenden und sich einen Zugang zum Meer zu verschaffen und zwar entweder zum Schwarzen Meer - das bedeutete Krieg mit den Krimtataren, den Beschützern derPforteund Verbündete des Osmanischen Reiches, oder zur Ostsee und das bedeutete Krieg mit den Schweden. Sie beherrschten damals das Baltikum und stellten eine europäische Großmacht dar.

Peter I. in Uniform des Preobraschenski-Regiment
Peter I. in
Uniform des Preobraschenski-Regiment

 

Peter entschied sich zunächst für die erstgenannte Lösungsmöglichkeit, weshalb er die Festung Asow an der Mündung des Don angriff.

Die alte Festungsstadt markierte damals den nordöstlichsten Punkt des osmanischen Herrschaftsbereiches. Sie war stark befestigt und mit 8.000 Mann auch gut besetzt.

Im Juni 1695 erreichte Peter nach russischen Berichten mit 200.000 Mann Asow und belagerte die Stadt.

 

Fedor A. Golowin
Fedor A. Golowin

Doch die Osmanen1 konnten die Festung über das Meer versorgen. Peter selber hatte die Führung seinen 3 Generälen (Patrick Gordon2, Franz Lefort und Fedor A. Golowin) überlassen und selber als einfacher Kanonier mitgekämpft, da er sich zu einem Feldherrn noch nicht tüchtig genug fühlte.

Nach 4-monatiger vergeblicher Anstrengung und dem Verlust von 30.000 Soldaten wurde die Belagerung aufgehoben und Peter kehrte missgestimmt nach Moskau zurück.

Nach dieser Niederlage musste der Zar die schmerzliche Erfahrung machen, dass sich der Krieg von den spielerischen Manövern, wie er sie bis dahin gekannt hatte, drastisch unterschied. Peter sah ein, dass das Land erst modernisiert werden musste.

Iwan V. und Peter I.
Iwan V.
Mit Hilfe von Spezialisten ließ er aus Venedig, Holland und Deutschland in einer von ihm neu errichteten Werft am Don eine Flotte aufbauen.

 

Gleichzeitig starb am 25. Februar 1696 zwischen den beiden Belagerungen von Asow Peters Halbbruder (und dem Namen nach) Mitregent Iwan an einer Erkältung.

Peters 2. Feldzug gegen Asow

Im Frühjahr 1696 begann der 2. Feldzug gegen Asow. Mit Hilfe seiner neuen Kriegsflotte und westlicher Militärtechnik eroberte Peter der Große in der ersten erfolgreichen Schlacht seiner Regierungszeit am 28. Juli 1696 die osmanische Festung Asow am unteren Don.

Krieg gegen Asow
Krieg gegen Asow

Damit gab es für das russische Reich erstmals seit dem Mittelalter einen Zugang zum südlichen Meer.

Für Peter I. persönlich war es ein großer Erfolg, der nun seine in Moskau höchst umstrittenen bzw. abgelehnten Reform-konzepte bestätigen konnte.

Die Nachricht dieses Erfolges erreichte Moskau am 31. Juli 1696.

Patriarch Adrian
Patriarch Adrian

Patriarch Adrian I. ließ die große Glocke läuten und hielt zur Danksagung einen Gottesdienst, der von einer großen Menschenmenge besucht wurde. Sogar unter den konservativen Moskauern hatte die Eroberung von Asow einen tiefen Eindruck hinterlassen, zumal sie sich noch an die erlittenen Niederlagen in den Jahren zuvor erinnerten.

Nun war sogar der Bau einer teuren Flotte und die Anwerbung ausländischer Kommandeure und Experten gerechtfertigt. Jeder sah nun ein, dass die "jugendlichen militärischen und neptunischen Spielübungen" Peters zu wichtigen Ergebnissen geführt hatten.

 

 

Sieg über Asow
Sieg über Asow

Der Triumph des Zaren über Asow rief große Achtung in ganz Europa hervor. Der russische Gesandte Nikitin in Warschau berichtete, dass die wachsende militärische Macht des Zarenreiches ernsthafte Bedenken bei den Polen hervorgerufen hatte und dass diese sogar an einen Bund mit den Krimtataren gegen Moskau dachten.

 

Asow
Asow

Bevor Peter Asow verließ, befahl er den Wiederaufbau der Stadtmauer und die Zuweisung einer ausreichenden Garnison. Die Moscheen wurden in Kirchen verwandelt und etwa 70 km von Asow gründeter Peter den befestigten Hafen von Taganrog.

Der Flottenbau wurde weiter gewaltsam erzwungen und Russland wurde somit eine Seemacht.

lineAnmerkungen

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1 Osmanen= ein historisches Turkvolk in Kleinasien, seit 1923 einheitlich als Türken bezeichnet

2 Patrick Gordon war ein schottischer General der russischen Armee.Patrick wurde am 31. März 1635 als jüngster Sohn der katholischen Familie Gordon of Auchleuchries geboren. Aus religiösen Gründen weigerte er sich eine Universität in Schottland zu besuchen und verließ 1651 seine schottische Heimat. Über Danzig, Kulm, Posen und Hamburg tritt er 1661 in den Dienst des russischen Zaren Alexei I. Zusammen mit anderen Landsleuten und weiteren Westeuropäern sollte Patrick Gordon die russischen Truppen ausbilden. Doch findet er sich mit der komplizierten Situation am zaristischen Hof nicht zurecht und entschließt sich gegen Ende des Jahres 1661 Russland wieder zu verlassen, was ihm aber nicht erlaubt wurde. Er zeichnete sich in den Feldzügen gegen die Türken aus, war längere Zeit Kommandant von Kiew, wurde 1687 General und gewann seit 1689 hohen Einfluss auf Peter den Großen, dessen Heere er mit François Lefort auf europäische Art ausbildete. Im Türkenkrieg 1696 leitete er als kommandierender General die Operationen und eroberte die Festung Asow. Während Peters erster Auslandsreise war er Gouverneur von Moskau und unterdrückte den Aufstand der Strelitzen. Zum Ende seines Lebens war Gordon schwer krank und wurde immer wieder von Zar Peter besucht. Dieser soll während er starb (†29. November 1699) seine Hand gehalten und ihm die Augen geschlossen haben.