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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert

Zar Peter I. in Archangelsk

Peter I. auf seiner Reise nach Archangelsk
Peter I. auf seiner Reise nach Archangelsk

1693 begab sich Peter der Große das erste Mal auf dem Schiffsweg nach Archangelsk1, das den einzigen Meereshafen Russlands darstellte. Dort traf sich, wenn das Eis gebrochen war, eine Flotte aus ganz Europa. Engländer, Holländer und Dänen kamen hierher, um mit Pelzen, Häuten, Hanf, Talg, Getreide und Pottasche zu handeln und Peter hatte das Vergnügen einem kleinen "Seemanöver" beiwohnen zu können.

Seemanöver
Seemanöver

 

Er verlegte die Werft auf die Insel Solombala2 und gründete dort eine Admiralität als Grundlage für eine russische Kriegsmarine und Handelsflotte. Das erste Schiff, das Handelsschiff "Sankt Paul", lief im Juni 1694 vom Stapel.

Archangelsk im 17. Jahrhundert
Archangelsk im 17. Jahrhundert

 

Moskau Ende des 17. Jahrhunderts
Moskau Ende des 17. Jahrhunderts

Nach Moskau zurück-gekehrt, widmete sich der Zar den Staats-angelegenheiten.

Er ordnete die Einkünfte seiner Staaten, verbesserte die Verwaltung der Polizei und wirkte nach Kräften gegen den weit um sich greifenden hinderlichen Aberglauben. Auch versuchte er durch ausländische Bauleute Moskau zu verschönern. Es wurden viele steinerne Häuser und Paläste gebaut und die besser eingerichtete Polizei sorgte für die früher vermisste Reinlichkeit und Ordnung in der Stadt.

 

Natalia Naryschkina
Natalia Naryschkina

Am 25. Januar 1694 starb Peters Mutter Natalia Naryschkina, zu der er bis zuletzt eine starke Beziehung hatte.

Im darauffolgenden Jahre unternahm Peter eine Reise in mehre Teile seines Reichs, um sich selbst von allem genau zu überzeugen und das Land mit dessen Bewohnern, die Mängel und Gebrechen aller Art kennen zu lernen.

lineAnmerkungen

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1 Das Territorium des heutigen Gebietes Archangelsk ist seit den Zeiten der Waräger bekannt. „Mitternachtsland“ nannten die Menschen das Gebiet in der Flussniederung der Dwina wegen der langen Polarnächte. Hier kreuzten sich die Handelswege der Skandinavier, der Tataren und Mongolen sowie der Kaufleute aus Weliki Nowgorod. Unzählige Siedlungen gab es hier schon während der Steinzeit. Ab dem 11. Jahrhundert drangen Scharen der Nowgoroder immer mehr aus Mittelrussland auf den von ihnen erkundeten Flüssen Swir, Jemez, Dwina, Wyga Njuchtscha in den Osten und Norden des Gebietes vor. Diesen Scharen folgten Mönche, landlose Ackerbauern und alle möglichen Leute, die dem tatarischen Joch oder aber dem Diktat der Nowgoroder Stadthauptmänner entfliehen wollten. In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts schlossen sich die Nowgoroder Lande dem Moskauer Staat an.  Es erfolgte ein Bevölkerungszustrom auch in die weiter nördlich gelegene versumpfte Gegend. Hierher kamen die Menschen, um der Willkür des Zaren, der Abhängigkeit als Leibeigene zu entgehen, oder um nicht als Soldat rekrutiert zu werden.  Die hier nicht verbreitete Leibeigenschaft, das stetige Ringen mit der rauhen Natur des Nordens und die Seefahrt verliehen den Menschen einen breiten Horizont. Das erlaubte es vielen Forschern, zur Schlussfolgerung zu gelangen, dass diese Menschen in ihrer Klugheit und Kühnheit unter den Russen nicht ihresgleichen hatten und dass es in jener Gegend im 17. Jahrhundert mehr Lese- und Schreibkundige gab als in anderen Regionen Russlands. 

2 Solombala war ein ehemaliger Kriegshafen und bildet gegenwärtig eine Vorstadt von Archangelsk, von welchem der Ort durch einen Arm der Dwina getrennt ist.