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Das russische Zarenreich im 17. Jahrhundert
Zar Peter I. und der Drang zum Meer
Boot Peters des Großen
Durch einen Zufall wurde auch Peters "Drang zum Meer" geweckt. Im Juni 1688 entdeckte er in einem Schuppen von Ismailowo, des Gutes seines Großvaters Nikita Iwanowitsch Romanow, ein altes englisches Boot. Sein Lehrer in Mathematik und Kriegskunst, Franz Timmermann1, erklärte Peter, dass das Boot für die See bestimmt sei, dass es sowohl mit Rudern als auch mit Segeln betrieben werden kann und dass man mit ihm sogar gegen den Wind segeln könnte. Die Neugier und die Wissbegierde des Zaren war nun groß.
Man suchte nun nach Leuten, die es verstanden das halb verfallene Fahrzeug wieder herzustellen. Es fand sich ein gewisser Karsten Brant, der mit den unter Alexei I. von Holland herbeigerufenen, Schiffsbauleuten gekommen war.
Peter ließ das Boot sofort instand setzen und obwohl er seit seiner Kindheit große Furcht vor dem Wasser hatte, bekämpfte er diese und fuhr damit über den naheliegenden Fluss Jausa. Damit war das Interesse für Boote und Schiffe bei Peter geweckt, der nun von einem Hafen für Russland träumte. Deshalb nannte er das Boot später auch den "Großvater der russischen Flotte".
Durch eben jenen Brant ließ er zwei Fregatten und drei Yachten erbauen, die die Grundlage und den Anfang der künftigen russischen Seemacht bildeten.
Goto Predestinatsia2 - russisches Flaggschiff des 17. Jahrhunderts
Peter als Zimmermann
Nun wandte sich Peter von seinem Spielregiment ab und ließ statt dessen an einem See 130 km von Moskau entfernt Schiffe auf Kiel legen, wobei er selber mitarbeitete.
Wenn Peter von neuen Techniken hörte, so ließ er diese kommen. Dafür notwendige Sachkenntnisse erarbeitete er sich selber mit Hilfe der Fachkräfte. Er ließ sich stets von seinen gerade aufkommenden Bedürfnissen leiten und plante keine Taten im voraus.
Der Zar arbeitete nicht nur mit den Handwerkern, sondern verbrachte auch seine Freizeit mit ihnen. Er trank in Unmengen und rauchte sehr viel. Auch flirtete er viel mit den Mädchen der deutschen Vorstadt.
Jewdokija Fjodorowna Lopuchina
Peters Mutter, Natalia3, gefielen die Beschäftigungen und der Umgang des Sohnes nicht und um das abzustellen suchte sie eine Frau für ihn aus: die 2 Jahre ältere Jewdokija Fjodorowna Lopuchina, die er am 27. Januar 1689 heiratete.
Jewdokija stammte wie Natalia aus dem niederen Adel, die in der Welt des alten Moskau wurzelte. Sie hatte die traditionelle Erziehung genossen, war zurückhaltend bis scheu, ungebildet und hatte keine geistigen Interessen. Peter widersprach der Hochzeit nicht, vor allem, da es ihn nicht interessierte. Dieser Ehe entstammten drei Söhne, Alexei (*Februar 1690 - † 1718), Alexander (*1691 – † 1692) und Paul (*/†1693).
Peter mit seinen ausländischen Gefährten
Peter zog das Spiel mit seinen Gefährten dem Eheleben vor und machte Jewdokija das Leben schwer, zumal er sie für die "missratenen" Kinder (Alexander und Paul) verantwortlich machte.
So war Peters Ehe mit ihr nicht von Dauer. Sie währte formell zwar knapp zehn Jahre, erwies sich jedoch bereits nach wenigen Jahren als völlig zerrüttet.
Anmerkungen
1 Franz Timmermann = über die Herkunft Timmermanns gehen die Nachrichten auseinander. Einige lassen ihn aus Strassburg andere aus Holland abstammen. Zum Oberst befördert, verbrannte er 1691 bei einem Feuerwerk in Moskau.
2 Die Goto Predestinatsia war ein russisches 58-Kanonen Flaggschiff der Asow-Flotte der Kaiserlich Russischen Marine bis 1711.
3 Natalia Kirillowna
Naryschkina war die Tochter eines einfachen Reiteroffiziers
und einer Ausländerin, einer geborenen Hamilton.
Unter einem früheren Zaren war ein Hamilton aus Schottland nach
Russland gekommen und seine Nachkommen lebten als Dienstleute der Krone
in der deutschen
Vorstadt bei Moskau. Der Obrist des Reiterregiments, in welchem
Kirill Naryschkin diente, namens Matwejew, heiratete eine Hamilton,
deren Nichte wieder vermählte sich mit Naryschkin. Dieser wie auch
Matwejew waren beide niederer Herkunft. Matwjewew und Naryschkin wurden
wegen ihrer Heirat von ihren Landsleuten neidisch betrachtet. Matjwejew
erreichte einen gewissen Wohlstand, der es ihm möglich machte,
die Tochter des Kirill Naryschkin in sein Haus zu nehmen, um sie hier
besser zu erziehen, als es sonst in der Sitte der Zeit üblich war.
Matjewews Haus war anders als die Häuser der übrigen Russen.
Hier herrschten europäische Art und Weise, hier war der Mittelpunkt
für alle Fremden, hier fanden sich die Gesandten der Staaten Europas
ein, und die “aufgeklärten Geister“ der Zeit, wie man
sie damals nannte, hielten hier ihre Versammlungen. Die Frauen nahmen
an den Unterhaltungen der Männer teil und pflegten mit ihnen einen
freieren, beinahe ungezwungenen Verkehr.