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François Lefort

Hauptmann der Poteschnie

Offizier des Semjonowski-Regiments
Offizier des Semjonowski-Regiments

Neben seinen Pflichten als Majordomus und engem Vertrauten des Zaren hatte Lefort weiterhin auch mili-tärische Aufgaben.

1692 wurde ihm das Kom-mando über das sogenannte „Erste Auserwählte Regiment" übertragen.

Zusammen mit einer weiteren Einheit, die der Schotte Patrick Gordon1 komman-dierte und Peters ehemaligen Spielregimentern, sollte da-raus der Kern einer neuen russischen Armee nach westeuropäischem Muster gebildet werden. Die militä-rischen Reformen Peters I. nahmen hier ihren Anfang.

Lefort kleidete, bewaffnete und exerzierte die 50 Poteschnie nach ausländischer Weise und wurde Hauptmann der neuen Kompanie. Peter trat selbst als Gemeiner in diese Kompanie.

 

russische Bojaren im 17. Jahrhundert
russische Bojaren im 17. Jahrhundert

Bald zog der Reiz des Neuen die Bojarensöhne in Menge zum Eintritt in die Kompanie herbei, sodass ein Teil derselben in das benachbarte Semjonowskoje verlegt werden musste.

Nun ließ der Zar seine Freunde (Poteschnie) als "Spielsoldaten" gegeneinander kämpfen und übte mit ihnen Exerzieren, zog ins Manöver und belagerte das für ihn errichtete Festungs-städtchen. Insgesamt 600 dieser Spielsoldaten beteiligten sich an diesen Kämpfen, woraus 1687 zwei Spielregimenter gebildet wurden (Preobraschenski-Regiment, Semjonowski-Regiment). Aus diesen entwickelten sich die ersten beiden Garderegimenter, die bis zur russischen Revolution (1917) bestehen bleiben sollten.

Sofia, (Stiefschwester Peters und zu jener Zeit Regentin von Russland) sah diesem Treiben ruhig zu, da sie glaubte, dass das die beste Ablenkung Peters sei und ihn von Gedanken an Regierungsgeschäfte abhielt.

 

Edikt von Nantes
das Edikt von Nantes

1694 wurde Lefort zum Generalleutnant des 12.000 Mann starken russischen Heeres er-nannt. Das Heer bestand fast nur aus Ausländern, hauptsächlich aus französischen Hugenotten, die nach der Zurücknahme des Toleranzedikts von Nantes2 im Oktober 1685 ihr Vaterland verlassen mussten.

 

So klein das neugeworbene Heer auch im Verhältniss zur Größe des Reiches war, überwog es doch bei weitem dem Korps der Strelitzen3, einer zahlreichen Schar aus rohen, ungeübten Kriegern, die planlos ohne Übereinstimmung und gegenseitige Mitwirkung den Krieg nach ihrem Gutdenken und auf eigene Faust führten. Es wurde weniger geachtet und gefürchtet als früher und wurde meist in entferntere Plätze und an die Grenzen verlegt.

 

Das Exerzieren der neugebildeten Truppen

Spielregimenter
Spielregimenter

Um seine neugebildeten Trup-pen einzuüben, veranstaltete Peter ein großes Manöver: er ließ ein Fort aufwerfen, das von einer Partie verteidigt und von der anderen erstürmt wurde. Um ein wahres Vorbild des Krieges zu geben und seine Krieger un-erschrocken zu machen, ließ er scharf feuern: Viele wurden getötet und noch mehre verwundet. Unter der Zahl der Lezteren befand sich auch Lefort, der den Angriff der Stürmenden leitete.

Manöver

Die Russen, die bei diesem Treffen etwas versahen, wurde der Bart abrasiert, was als Schande galt; diejenigen, die aus Feigheit an diesen ernsten Übungen nicht teil-nehmen wollten, mussten dagegen große Summen zahlen.

 

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Anmerkungen

1 Patrick Gordon war ein schottischer General der russischen Armee.Patrick wurde am 31. März 1635 als jüngster Sohn der katholischen Familie Gordon of Auchleuchries geboren. Aus religiösen Gründen weigerte er sich eine Universität in Schottland zu besuchen und verließ 1651 seine schottische Heimat. Über Danzig, Kulm, Posen und Hamburg tritt er 1661 in den Dienst des russischen Zaren Alexei I. Zusammen mit anderen Landsleuten und weiteren Westeuropäern sollte Patrick Gordon die russischen Truppen ausbilden. Doch findet er sich mit der komplizierten Situation am zaristischen Hof nicht zurecht und entschließt sich gegen Ende des Jahres 1661 Russland wieder zu verlassen, was ihm aber nicht erlaubt wurde. Er zeichnete sich in den Feldzügen gegen die Türken aus, war längere Zeit Kommandant von Kiew, wurde 1687 General und gewann seit 1689 hohen Einfluss auf Peter den Großen, dessen Heere er mit François Lefort auf europäische Art ausbildete. Im Türkenkrieg 1696 leitete er als kommandierender General die Operationen und eroberte die Festung Asow. Während Peters erster Auslandsreise war er Gouverneur von Moskau und unterdrückte den Aufstand der Strelitzen. Zum Ende seines Lebens war Gordon schwer krank und wurde immer wieder von Zar Peter besucht. Dieser soll während er starb (†29. November 1699) seine Hand gehalten und ihm die Augen geschlossen haben.

2 Edikt von Nantes = amtlicher Erlass, der am 13. April 1598 in Nantes vom französischen König Heinrich IV. unterzeichnet wurde und der den calvinistischen Protestanten (Hugenotten) im katholischen Frankreich freie Religionsausübung und politische Sonderrechte garantierte. Zuvor hatten die Calvinisten oder Reformierten eine mehr als 60 Jahre dauernde Verfolgung im gesamten Land zu erleiden gehabt, die immer wieder zu Bürgerkriegen, den sog. Hugenottenkriegen, geführt hatte. Zehntausende Protestanten waren in diesen Jahrzehnten ums Leben gekommen oder hatten Frankreich verlassen.
Als die Hugenotten sich in den Kriegen von 1621/22 und 1625-29 erneut der Krone entgegenstellten, verloren sie durch den Kardinal Richelieu alle politischen Sonderrechte und Sicherheitsplätze, wurden allerdings religiös weiter geduldet.
De facto beendet wurde diese Duldung mit der offiziellen Aufhebung des Edikts von Nantes durch Ludwig XIV. (Edikt von Fontainebleau, 1685), das die Freiheit der Religionsausübung so stark beschränkte, dass sich mehr als 200.000 Hugenotten gezwungen sahen, Frankreich zu verlassen.

3 Strelitzen = Bezeichnung für die von Zar Iwan dem Schrecklichen um 1550 eingeführte Palastgarde. Sie waren für ihre gute Ausbildung und ihre Loyalität gegenüber dem Zaren bekannt. Die Strelitzen bildeten den Kern der russischen Heere, waren aber ohne Kriegskunst und Mannszucht und wegen des Starrsinns, womit sie an ihren alten Einrichtungen und Privilegien festhielten, leicht zu Empörungen geneigt und für die Ruhe des Reichs gefährlich. Die Strelitzen erhielten nur geringen Sold, waren dafür aber mit Handels- und Gewerbeprivilegien ausgestattet; ihr Dienstverhältnis war lebenslänglich und erblich.