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François Lefort, ein Vertrauter des Zaren Peter I.

(Teil 2 von 5)

Franz Lefort
Franz Lefort

Wieder zurück in der Heimat (1671) suchte François Lefort Kontakt zu älteren ausländischen Adligen, die sich auf ihren damals üblichen Bildungsreisen gelegentlich in Genf aufhielten und so wie er von einer militärischen Laufbahn träumten.
Im damaligen Genfer Kontext mag dieses Verhalten außergewöhnlich, ja geradezu skandalös erschienen sein.

Im Januar 1764 lernte Franz den lebenslustigen Karl Jakob, Prinz von Kurland1 kennen, der eben aus Paris in Genf angekommen war und Leforts Zukunft bestimmen sollte.
Beide sahen den Wehrdienst als ihre Berufung an. Was konnte Franz Lefort willkommener sein als einen solchen Freund zu haben?

am Hof Ludwigs XIV.
am Hof Ludwigs XIV.

Die Erzählungen Karl Jakobs von dem Glanz und der Pracht des Hofes in Paris, den schönen Uniformen der jungen Herren der Garde und tausend andere Dinger in Paris und Versailles waren für einen Jüngling wie Lefort wohl verlockend.

Hierzu muss gesagt werden, dass sich die damalige Stadtrepublik Genf in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts in einer Um-bruchsphase befand. Die strenge calvinistische2 Gesellschafts-ordnung aus der Reformationszeit machte vor allem bei der jungen Generation einer offeneren, mehr nach Luxus und leichter Unterhaltung strebenden Lebensführung Platz.

Genf im 17. Jahrhundert
Genf im 17. Jahrhundert
Friedrich Kasimir Kettler
Friedrich Kasimir Kettler

Der Glanz des französischen Hofes, ein barockes verschwenderisches Lebensgefühl, erreichten auch Genf.

Dieser Generationenkonflikt, in dem die Alten an den traditionellen religiösen und sozialen Formen festhielten, während die Jungen sich aus diesem engen Korsett zu befreien versuchten, spielte sich im Kleinen auch im Hause Lefort ab.

Der Vorschlag des Prinzen Karl Jakob den jungen Lefort entweder für den Dienst in Polen mit sich zu nehmen oder ihm die Aufnahme in das Regiment seines Bruders Friedrich Kasimir Kettler, Erbprinz von Kurland, zu verschaffen, rief einen gewaltigen Kampf hervor. Der Gedanke das elterliche Haus zu verlassen und in weiter Ferne Soldat zu werden, fand im Hause Lefort den höchsten Widerstand.

Ludwig XIV.
Ludwig XIV.

Obwohl kurz vorher vom Genfer Rat das strengste Verbot gegen Werbungen Genfer Bürger erlassen worden war und es daher sehr schwer war eine Ausreisegenehmigung zu erhalten, da dies ja gegen religiöse und moralische Grundsätze widersprach, ließ sich Franz von seinem Wunsch nicht abhalten, sich als “Krieger ausbilden zu lassen“.

Sein neuer Freund Karl Jakob, Prinz von Kurland, vermittelte nun in dieser Sache und Lefort erhielt schließlich die Genehmigung auszureisen.

Im Juni 1674 verließ Lefort, 18-jährig, das Haus seiner besorgten Eltern, um in der Ferne sein Glück zu suchen.

Er ging in die Kriegsdienste des älteren Bruders Karl Jakobs, des Erbprinzen von Kurland, Friedrich Kasimir Kettler, der als Oberst in einem Kavallerieregiment in niederländischen Diensten stand.

Dies alles fiel in die Zeit Ludwigs XIV. mit seinen expansiven Eroberungskriegen, des Kardinals Richelieu und des Holländischen Krieges (1672 – 1678).

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Anmerkungen

 1 Kurland gehört heute zu Lettland; damals war es ein kleiner polnischer Vasallenstaat im Baltikum, ein Überrest aus dem alten Territorium des Deutschritterordens.

2 Calvinismus = evangelisch-reformierte Glaubenslehre des Genfer Reformators Johannes Calvin, die nur die geistige Präsenz Christi beim Abendmahl und das Schicksal der von Gott Auserwählten vertritt.