Im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts nahmen der Vatikan und Venedig diplomatische Kontakte zum erstarkten Moskauer Groß-fürstentum auf. Die deutsch-katholischen Kaiser inten-sivierten nach 1500 ihre Beziehungen zum orthodoxen Moskau mit der Absicht, ein Bündnis gegen Polen-Litauen und später gegen die Türken zu schliessen.
Das orthodoxe Russland war zu jener Zeit noch ein halb barbarisches Land. Wirtschaftlich und politisch lag es weit hinter den dynastischen Staaten des lateinischen Europa, das sich Russland gegenüber kulturell überlegen fühlte und sich als Inbegriff der Zivilisation verstand.
So beschreibt der unorthodoxe Humanist Michel Eyquem de Montaigne (* 1533; † 1592) in seinen Essais:
„Nun finde ich ..., dass ... die Eingebornen in jener andren Welt nichts Barbarisches oder Wildes an sich haben, oder doch nur insofern, als jeder das Barbarei nennt, was bei ihm ungebräuchlich ist."
Ende des 15. Jahrhunderts stieg Russlands Interesse an Europa. Der Bedarf an ausländischen, vor allem deutschen Fachkräften, stieg sprunghaft an.
Iwan III. war der erste Großfürst, der ausländische Experten (hauptsächlich Deutschstämmige) mit großzügigen Angeboten nach Moskau lockte. Das war der Anfang der westeuropäischen Bevölkerung in russischen Städten.
Im Jahr 1482 bat Iwan III. den König Matthias Korvinus von Ungarn, ihm sachkundige Bergleute zuzuschicken, sowohl um Erze zu suchen, als auch aus den Erzen Metalle herzustellen.
„Wir haben Gold und Silber, aber wir verstehen nicht es zu gewinnen“, lautete das Eingeständnis der Regierung
Mit Hilfe dieser Spezialisten, die in vielen Berufszweigen die dringend benötigten Spezialkenntnisse und handwerklichen Fertigkeiten hatten, sollte der handwerkliche, gewerbliche und militärische Rückstand im Lande beseitigt werden.
Die Militärspezialisten modernisierten dann nicht nur die russische Armee, sondern wurden auch in den Kriegszügen gegen die Tataren eingesetzt (Moskau-Kasan-Kriege: 1467–1469, 1487).
Wiederholt schickte man in dieser Zeit Werber von Russland nach Rom, Venedig und Mailand, um von dort Techniker und Ärzte nach Russland einzuladen.
Von 1488 bis 1493 unterhielt Iwan III. auch zu den Habs-burgern diplomatische Beziehungen und ließ in den deutschen Ländern Fachleute für den russischen Dienst anwerben. Es kamen Kaufleute, Handwerksmeister, Bergbaumeister, Waffenschmiede, Kanonengießer, Gold- und Silberschmiede sowie Techniker für die Sprengung von Burganlagen nach Moskau, die dort Arbeit und Verdienst fanden, sodass ihnen bald andere deutsche Handwerker nachzogen.
An Vertretern dieser Berufe herrschte konstanter Bedarf, so dass sie auch in der Folgezeit im Moskauer Reich ständig gegenwärtig waren.
Einige dieser für den Zaren unersetzbaren ausländischen Experten, die in der Regel mit Sonderprivilegien von Iwan III. versehen waren, blieben für immer in Moskau, dem Zentrum der Macht und lebten in Moskau in sogenannten "Kolonien". Wie groß die Anzahl der nach Moskau gelockten Fachleute und wie groß das Territorium der ersten europäischen Kolonie war, ist schwer einzuschätzen.
Die Mehrzahl von ihnen besaß zu jener Zeit schon eigene Höfe in Moskau. Nur in seltenen Fällen, d.h. wenn es nicht anders ging, wurden Ausländer, die angereist waren, um in den Dienst des Zaren zu treten, auf verschiedenen russischen Höfen in der Stadt untergebracht.
Konfessionelle Unterschiede stellten anscheinend im 16. Jahrhundert kein Hindernis für enge Kontakte mit den Europäern dar. Der Mensch wurde nicht nach seiner ethnischen oder konfessionellen Zugehörigkeit eingeschätzt, sondern nach seinen fachlichen und menschlichen Qualitäten.
Ende des 15. Jahrhunderts setzte auch der Handel mit dem Ausland wieder ein. Viele Ausländer waren erstaunt über den ungewöhnlichen Überfluss an Lebensmitteln in Moskau und über die niedrigen Preise, insbesondere für Fleisch und Geflügel. Den Angaben ausländischer Kaufleute und Reisender zufolge wurde Rindfleisch in Moskau nicht "nach Gewicht", sondern nach "Augenmaß" verkauft, und Getreide für Brot war so preisgünstig, dass es gleich ,,fässerweise" verkauft wurde.
lm Winter waren die Böden in Russland gefroren, und so konnte man ungehindert das ganze Land durchfahren. Diesen Umstand machten sich viele ausländische (besonders polnische und deutsche) Kaufleute zunutze, um verschiedene Pelze (Zobel-, Biber-, Hermelin-. Eichhörnchen-, Wolfspelze u.a.) zu kaufen.
Iwan der Große starb am 27. Oktober 1505 im Alter von 65 Jahren. Nachfolger wurde sein Sohn Wassili III.