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Die Deutsche Ostsiedlung

(Teil 2 von 3)

12. - 13. Jahrhundert

Auch Boleslaw I., aus der polnischen Herrscherdynastie der Piasten, berief 1163 Zisterzienser aus dem Kloster St. Marien zur Pforte, in der Nähe von Halle, nach Schlesien1 und stellte ihnen ein Stück Land an der Oder zur Verfügung, wo sie das Kloster Leubus (Lubiąż: heute Ortsteil von Wołów in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen) gründeten.

Lage Schlesiens in Polen heute
Lage Schlesiens in Polen heute

 

Boleslaw I.
Boleslaw I.

Schlesien war damals ein recht dünn besiedeltes und im Vergleich zum Westen Europas ein unterentwickeltes Land.

Im Exil in Sachsen (1146-1163), wo sich Boleslaw mit seinen Eltern, Wladislaw II. von Polen und Agnes von Babenberg (Tochter von Leopold III., Markgraf von Österreich), nach ihrer Verbannung aufhielten, war Boleslaw zum ersten Mal mit Mönchen des Zisterzienserklosters Pforta in Kontakt gekommen und erkannte, welche kulturelle und wirtschaftliche Nutzung sein Land mit der Ansiedlung dieser Mönche hätte haben können.

 

Zisterziensermönche als Landbauern mit Pflug und Ochsenwagen
Zisterziensermönche als Landbauern

In den nächsten Jahrzehnten kultivierten und erschlossen diese Zisterziensermönche das Land und leiteten den Strom deutscher Siedler nach Schlesien ein. Für das Land brachte dies eine Moderni-sierung der Wirtschafts-weise und eine Ausdehnung der landwirtschaftlichen Nutzflächen.

Kloster Leubas
Kloster Leubas

Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts war das Kloster Leubus Begründer von etwa 70 neuen Dörfern nach deutschem Recht, die von Kolonisten besiedelt wurden.

Nachdem vier Fünftel der Bevölkerung durch den Mongolensturm (1241), der in ganz Europa Angst und Schrecken verbreitete, um-gekommen waren, bemühten sich auch die Nachkommen Boleslaws um die Kolonisation Schlesiens mit deutschen Siedlern aus Flandern, Franken, Sachsen und Thüringen.

Bauern bei der Arbeit
Bauern bei der Arbeit

 

So unterstützte Heinrich I. (Boleslaws Sohn) die kolonisatorische Tätigkeit des Klosters Leubus, veranlasste umfangreiche Rodungsarbeiten und gründete die Städte Goldberg (Złotoryja), Neumarkt (Środa Śląska) und Löwenberg (Lwówek Śląski).

der Lokator fungiert im Dorf als Richter
der Lokator fungiert im Dorf als Richter

Während des 12. und 13. Jahrhunderts wanderten ca. 200.000 Menschen aus den altdeutschen Siedlungs-gebieten ab.

Dazu wurden sogenannte Lokatoren ernannt, die Trecks mit Siedlern zusammenstellten, also mit Menschen, die bereit waren ihre Heimat zu verlassen und anderswo ihr Glück zu suchen.

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  1 Schlesien wurde vor 2.000 Jahren von Silingern, Wandalen, Lugiern und anderen germanischen Völkern besiedelt. Nach dem Abzug der Silinger im Zuge der Völkerwanderung erfolgte um das Jahr 500 eine Besiedelung durch slawische Völker. Im 9. Jahrhundert gelangte Schlesien unter die Herrschaft der Böhmen und ab dem 10. Jahrhundert war es Bestandteil des polnischen Staates. Unter dem Schutz des Kaisers Friedrich I. Barbarossa (als Friedrich III. auch Herzog von Schwaben) begann im 12. Jahrhundert eine zunehmende Germanisierung Schlesiens, ohne die Region aus dem polnischen Staatsverband zu lösen. 1327 verloren die Piasten den Bezug zu ihrer polnischen Stammheimat und unterstellten sich der Lehenshoheit der böhmischen Könige. Schlesien verstärkte immer mehr seine Anbindung an den Westen. Die böhmische Herrschaft ging 200 Jahre später auf das Haus Habsburg über und von 1526 bis 1742 gehörte Schlesien zu Österreich. Nach dem 1. Schlesischen Krieg fielen 1742 Niederschlesien, ein großer Teil von Oberschlesien und die Grafschaft Glatz an Preußen. Der südliche Teil Oberschlesiens blieb habsburgisch und bildete bis 1918 als Herzogtum das Kronland Österreichisch-Schlesien.
An der Schwelle zum 20. Jahrhundert lebten in Schlesien 3,5 Millionen Deutsche und eine Million Polen. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg kam es im Zuge der europäischen Neuordnung zur Neugründung der Staaten Polen und Tschechoslowakei. Schlesien wurde in zwei Provinzen aufgeteilt: Oberschlesien und Niederschlesien.
Der Vertrag von Versailles (1919) schrieb eine Volksabstimmung über den östlichen Teil Oberschlesiens vor. Obwohl 1921 bei der Volksabstimmung 60% für den Verbleib bei Deutschland stimmten, sprach der Oberste Rat der Alliierten, der seit 1920 das Gebiet besetzt hatten die Gebiete Polen zu. Österreichisch-Schlesien kam nach dem Ersten Weltkrieg zur Tschechoslowakei und gehört heute zu Tschechien .
Nach dem deutschen Angriff auf Polen 1939 wurde Ostoberschlesien an das Deutsche Reich angeschlossen.
Am 19. Januar 1945 fiel Oberschlesien in sowjetische Hände. Die Rote Armee überrollte Niederschlesien und umzingelte bald die Stadt Breslau. Aus Furcht vor der heranrückenden Roten Armee verließen die Schlesier zu Hunderttausenden in schlecht gerüsteten Flüchtlingstrecks ihre Heimat. Schlesien fiel unter russische Besatzung, wurde schließlich vom Deutschen Reich abgetrennt und Polen zugesprochen. Zwischen 1945 und 1947 wurde der größte Teil der verbliebenen deutschsprachigen Bevölkerung systematisch vertrieben.
Aufgrund des Potsdamer Abkommens (1945) kam fast ganz Schlesien an Polen; ein kleines Gebiet westlich der Lausitzer Neiße (Nysa Łużycka) gehört heute zu Sachsen.
Nach Flucht und Vertreibung von rund 3 Millionen Deutschen wurden in Schlesien insbesondere Bewohner aus den von der Sowjetunion besetzten ostpolnischen Gebieten angesiedelt. Viele in Polen zurückgebliebene Deutsche siedelten insbesondere nach 1970 (Warschauer Vertrag) in die Bundesrepublik aus. 1990 wurde durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag die deutsch-polnische Grenze endgültig anerkannt.