Die Tempelgesellschaft

Die Deutsche Kolonie in Haifa

die Deutsche Kolonie in Haifa um 1875
die Deutsche Kolonie in Haifa um 1875

Hardegg entwickelte einen Plan für die Deutsche Kolonie in Haifa.

Er sah vor, zum Meer hin eine Straße mit 5 Gebäuden an jeder Seite der Straße (heute: Ben Gurion Avenue) zu bauen, die übrigens mit einer zweiten, die parallel dazu verläuft, bis heute erhalten ist. Sie sollte vor einigen Jahren für ein Einkaufszentrum abgebrochen werden, wurde aber durch die Initiative „zur Erhaltung der alten Kolonie und ihrer Restaurierung“ gerettet und sei die schönste Straße in Israel.

die Deutsche Kolonie in Haifa
die Deutsche Kolonie in Haifa

Im Januar 1869, zwei Monate nach ihrer Ankunft, gelang es den Templern tatsäch-lich, Siedlungs- und Ackerland zu erwerben.

Die Grundstein-legung zum ersten Gebäude in der Deutschen Kolonie (HaMoshava HaGermanit) in Haifa, in der Ben Gurion Avenue 11, fand am 23. September 1869 statt. Heute befindet sich die Deutsche Kolonie im westlichen Stadtteil der Innenstadt von Haifa.

die Deutsche Kolonie in Haifa
die Deutsche Kolonie in Haifa um 1900

Für die Einwanderung nach Pa-lästina wurden nun Grundsätze fest-gelegt.Nach Hoffmann konnte die Gründung von Kolonien im Heiligen Land nur gelingen, wenn sie straff organisiert wurde. Daher sollte die Einwan-derung so gesteuert werden, dass nur diejenigen die Reise antreten durften, die dazu auf-gefordert wurden.

Christian Wilhelm Allers: Christoph Paulus
Christian Wilhelm Allers:
Christoph Paulus

So wurde dem im Kirschenhardthof sitzenden Christoph Paulus vorgegeben, wie viele Jerusalemfreunde aus welchen Berufen entsandt werden durften.

Dabei mussten die Auserwählten neben ihrer Berufserfahrung auch Vermögen besitzen, um die ersten Jahre überstehen zu können, denn im Lande selbst erwartete sie eine sehr harte Arbeit.

Der Boden musste von den Landwirten erst fruchtbar gemacht werden, ehe man von den Erträgen leben konnte.

 

Markt in Haifa um 1903
Markt in Haifa um 1903

Die Handwerker mussten sich zunächst einen Markt für ihre Produkte schaffen. Dabei mussten sie auch die Mentalität der arabischen Bewohner und ihre Sprache erlernen.

 

In der 1. Phase sollten 10 Familien übersiedeln, darunter sollten 2 Weinbauern, 1 Landwirt, 1 Baumeister und 1 Bodenfachmann sein.

die Deutsche Kolonie in Haifa
die Deutsche Kolonie in Haifa um 1900

Als im Laufe des Jahres 1869 weitere Siedler aus Württemberg eintrafen und alte seit Jahren unterdrückte Differenzen in religiösen Grundfragen auftauchten, teilte sich die Gruppe.

Christoph Hoffmann reiste mit einer Gruppe nach Jaffa weiter, das heute zu Tel Aviv gehört. Dort hatte man zunächst einige Häuser der verlassenen amerikanischen Siedlung1 erworben.

Hardegg hingegen blieb in Haifa, wo er das Vorsteheramt ausübte. Unter großen Mühen gelang der Aufbau der Deutschen Kolonie in Haifa.

Hauseingang in der Ben Gurion Avenue in Haifa
Hauseingang in der Ben Gurion Avenue

1870 zählte die Kolonie in Haifa 14 Häuser und 120 Siedler und 1873 bereits 38 Wohnhäuser und etwa 250 Siedler. Haifa wuchs zur größten und bedeutendsten Siedlung der Templer in Palästina. 1873 zählte sie nach Zuzug aus Württemberg, den USA, aus dem Nordkaukasus und anderen Ländern bereits 250 Einwohner.

Die Kolonisten aus dem Norkaukasus waren Bessarabiendeutsche, die einige Jahrzehnte zuvor von Württemberg nach Bessarabien ausgewandert waren, dort der Tempelgemeinschaft beigetreten waren, 1868 in den Nordkaukasus zogen, wo sie die Templerkolonie Orbeljanowka (Orbel'yanovka) gründeten und dann 1872 nach Palästina weiterzogen.

Unter den Einwanderern aus dem Nordkaukasus war auch Elisabeth Dorothea Bechtle, die Schwester meines Ururgroßvaters Christoph Wilhelm Bechtle2, mit ihrem Mann Daniel Strecker und 3 (Gottlieb, Daniel, Jakob Friedrich) von ihren 9 Kindern.

 

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1 1866 hatte eine amerikanische Auswanderungsgruppe in Jaffa eine Siedlung aus Holzhäusern im Kolonialstil errichtet, die allerdings scheiterte, weil sie aus zu wenig Landwirten und zu viel Fabrikarbeitern und Handwerkern bestand.

2 Mein Ururgroßvater Christoph Wilhelm Bechtle war 1832 mit seinen Eltern (Christian Leonhard Bechtle, Kolonist und Kiefer, geb. am 7.9.1784 in Höpfigheim (Württemberg) und Elisabeth Dorothea Groß, geb. am 3.10.1789 in Oberstenfeld (Württemberg) und seinen 7 Geschwistern (Johann Jakob, *2.10.1811; Christina Elisabetha, *5.11.1812; Johanna Heinricke, *16.04.1814; Karoline, *5.09.1818; Elisabetha Dorothea, *29.09.1820; Christoph Friedrich, *1.08.1825; Rosina Catharina, *25.02.1828) von Höpfigheim nach Sarata ausgewandert.

Seine Schwester Elisabetha Dorothea, *29.09.1820 in Höpfigheim, heiratete am 8. Januar 1841 den Bauer und Schreiner Daniel Strecker, der am 17.12.1813 im pietistischen Kirchberg an der Murr geboren wurde und nach Lichtental (heute: Svitlodolyns'ke) in Bessarabien ausgewandert war.
Als Anfang der 60er Jahre Wanderprediger der Tempelgesellschaft aus Kirschenhardthof im Königreich Württemberg Bessarabien bereiste, schloss sich die Familie Strecker den Templern an und zog 1868 mit anderen 19 Familien aus Gnadental und Lichtental an das rechte Ufer der Kuma im Nordkaukasus, wo sie die Templerkolonie Orbeljanowka (Orbel'yanovka) gründeten und dann 1872 nach Palästina weiterzogen.

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