Maria Gottliebin Kummer

(Teil 2 von 2)

Als die Kummerin nach dreijähriger Haft entlassen wurde, war gerade das Buch von Pastor Johann Jakob Friederich "Glaubens- und Hoff-nungsblick des Volkes Gottes in der antichristlichen Zeit aus den göttlichen Weissagungen gezogen: Im Jahr Christi 1800 gewidmet dem, der auf das Reich Gottes wartet" erschienen, das war im Jahr 1800.

Abrahams Aufbruch nach Kanaan
Aufbruch nach Kanaan

Kurz danach soll sie in einer ihrer Visionen durch einen Engel die Of-fenbarung emp-fangen haben, dass die Zeit gekommen sei, „daß die Kin-der Gottes sich aufmachen und in das Land Kanaan ziehen sollen, um dort die Wiederkunft Christi zu erwarten."

Tatsäschlich fand die Frau, die keine gute Reputation hatte, Anhänger, die ihrem Ruf folgten, vor allem deshalb, weil sie sich auf Pfarrer Friederichs berühmtes Buch „Vom Glaubens- und Hoffnungsblik des Volks Gottes" berufen konnte.

 

Pilgerstab
Pilgerstab

Im April 1801 waren es dann doch 22 Personen (10 Erwachsene und 12 Kinder), die sich mit Pilgerstäben auf den Weg ins Heilige Land machten. Nachdem sie auf ihr württembergisches Bürgerrecht verzichtet hatten, die Genehmigung der Regierung und die gültigen Reisepässe hatten, reiste die Gruppe über Meimsheim, Ulm und Augsburg nach Wien.

Wien
Wien

Vermutlich hatten die Auswanderer geplant, auf dem Landweg über den Balkan und Klein-asien, wie einst die Kreuzfahrer, ihr Ziel zu erreichen. Aber schon in Wien endete die Reise, denn dort, nachdem sie beim württembergischen Gesandten einen Reisepass nach Jerusalem beantragten, wurden ihnen ihre Reisepässe abgenommen und nach Hause geschickt, weshalb sie nach vier Tagen in Wien über Österreich und Bayern die Rückreise antraten.

Da sie aber ihr Heimatrecht in Württemberg aufgegeben hatten, mussten sie sich neue Wohnorte suchen. Für die Maria Gottliebin Kummer bedeutete das, in den nächsten Jahren heimatlos ohne festen Wohnsitz von Ort zu Ort zu ziehen.

 

Auswanderer
Auswanderer

Und doch sollte die Kummerin für die späteren Auswanderer, die aus Glaubensgründen auswanderten, von großer Bedeutung werden. Ihr gescheiterter Auswanderungsversuch wäre längst vergessen gewesen, wenn sie danach nicht die Botschaft von der Endzeit und der Auswanderung, um dem wiederkommenden Heiland nahe zu sein, überall weitergesagt hätte.

Markirch
Markirch

Von Ort zu Ort ziehend kam die Kummerin nach Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) im Elsass, wo sie sich dem reformierten religiös fanatischem Pastor Jean Frédéric Fontaine anschloss.

Fontaine war durch seinen Eifer, seine Armenpflege und seine Gebetserhörungen (Wunder) schon weithin bekannt.

Die guten Leute des Dorfes …. verbreiteten im ganzen Lande die Kunde wie gut ihr Geistlicher bei dem Allerhöchsten accreditirt sei. Bald wanderte das Volk nun zu ihm, wie zu einem Heiligen..... Das Interesse an diesem von Gott geliebten Pastor sollte sich nun noch steigern, als dieser mit Maria Kumrin, einer somnambülen Bäuerin in Verbindung trat, welch in ihren wachen Träumen allerlei Mittheilungen über das Dasein der abgeschiedenen Seelen machte und die Zukunft vorhersagte. Bald erzählte man von ihr die wunderbarsten Dinge von ihr. Jeder wollte sie sehen und von ihr sein Schicksal erfahren....

Amely Bölte: Juliane von Krüdener als Heilige, 2. Theil, Berlin, 1861, S. 133;

 

 

Barbara Juliane von Krüdener
Barbara Juliane von Krüdener

 

Die Kummerin sagte unter anderem auch den Besuch der Frau von Krüdener voraus, was am 5. Juni 1808 tatsächlich geschah und wies ihr einen hohen Beruf an, in dem sie von Fontaine unterstützt werden sollte.

Obwohl die Kummerin, ehemalige Gefängnisinsassin, von vielen als Heuchlerin und Betrügerin angeklagt wurde, schenkte ihr die Baronin das vollste Vertrauen.

Noch im Sommer 1808 sah die Kummerin in einer Vision das Königreich Württemberg als Sammelplatz aller Gläubigen vor der Ankunft des Herrn und beschrieb die Lage eines Ortes, wo man eine christliche Kolonie gründen müsse, so genau, dass man als solchen das Hofgut Katharinenplaisir bei Cleebronn in Württemberg erkannte.

Reich Gottes
Reich Gottes

Fontaine unterstützte dieses Wunder mit so dringenden Bitten, dass die von Krüdener nicht umhin konnte, das Hofgut zu kaufen und mit Fontaine und der Kummerin im März 1809 dorthin zu ziehen.

Das Hofgut wurde zum Zentrum für erbauliche Veranstaltungen, deren Einfluss bis in die Schweiz reichte. Das Unternehmen scheiterte aber noch im gleichen Jahr, als bekannt wurde, dass die von Krüdener mit der Wahrsagerin Kummerin aus Cleebronn Umgang hatte und laut des Königlichen Polizei-Ministeriums vom 15. Oktober 1815 aufgefordert wurde, das Land binnen 24 Stunden zu verlassen. Die Prophetin aber musste erneut ins Zuchthaus nach Ludwigsburg.

Johann Friedrich August Clar: Brand von Moskau (1812)
Johann Friedrich August Clar:
Brand von Moskau (1812)

Nach einigen Jahren trifft die Kummerin erneut auf die Frau von Krüdener, sagt den Brand von Moskau (1812), den Untergang Napoleons (1815) und die Befreiung Deutschlands durch den Retter Europas (Alexander I.) voraus und gewann einen immer größeren Einfluss auf die von Krüdener, sodass diese 1815 dem Zaren Alexander I. Fontaine und die Kummerin vorstellte. Die letztere verursachte aber eine empfindliche Störung und den Abbruch des engen Verhältnisses zwischen Alexander I. und der Frau von Krüdener, als sie den Zaren unverblümt um Geld anging.

Maria Gottliebin Kummer starb am 24. Februar 1828 in Cleebronn.

 

 

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