Maria Gottliebin Kummer

(Teil 1 von 2)

Andreas Kieser: Cleebronn mit Schloss Magenheim
Andreas Kieser: Cleebronn
mit Schloss Magenheim

maria Gottliebin Kummer, eine Visionärin und Prophetin aus Clee-bronn im Zabergäu, auch Kumm(e)rin genannt, wurde am 5. August 1756 in Cleebronn als Tochter des württembergischen Weingärtners und Stundenhalters Jacob Friedrich Kummer geboren.

Ganz im pietistischen Sinn erzogen, erregte die Kummerin ab 1791 Aufsehen, als sie durch Entzückungen ihre ersten prophetischen Visionen hatte.

evangelische Kirche Meimsheim
evangelische Kirche Meimsheim

Der größte Bewun-derer der frommen Prophetin war der Pfarrer von Meims-heim, Ludwig Jakob Hiller (1742-1818), ein Sohn des Kirchenliederdichters Philipp Friedrich Hiller, der glaubte bei den Visionen der Kummerin etwas Göttliches zu bemerken.

Anfangs traute sie dem Pfarrer nicht ganz, akzeptierte dann aber eine Stelle als Strickerin und als Auslegerin der Johannesoffenbarung in seinem Haus.

Dafür erteilte sie ihm täglich Neuigkeiten aus der Ewigkeit, [….] Nachrichten und von bekannten oder anverwandten Seligen, ja Antworten und Aufgaben von Jesu selbst. Der Pfarrer samme Frau und Kindern waren voll seliger Wonne über diese direkte Korrespondenz mit dem Paradiese und wurden Schwärmer, mehr als die himmlische Botin selbst sein mag.

Heinrich Zschokke: Miszellen für die neueste Weltkunde,
Band 2, 1808, S.229;

 

 

Versuchung Jesu durch den Satan
Versuchung Jesu durch den Satan
(Kupferstich, 1720)

Als Hiller sie bei einer „freundlichen Unterredung“ vor Satans Versuchungen warnte, erklärte sie ihm, dass der Engel ihr in einer Offenbarung kundgetun habe, dass sie von Gott ausersehen sei, das Werk zu vollenden, das Johannes unvoll-kommen zurückgelassen habe. Die Kummerin meinte, er solle sie daher von Jesus übernehmen, wie Jesus dem Johannes seine Mutter Maria über-geben habe1.

Braut

Bald darauf erklärte sie sich als eine Braut Jesu, ließ sich als solche ankleiden, rief dazu den Pfarrer als Zeugen, der im Priesterornat erschien und sich geloben ließ, dass sie als Braut nur ihrem Seelenbräutigam ergeben bleibe.

Im Frühjahr 1797 war sie dann aber schwanger und am 9. Juni kam ihr Sohn zur Welt, den ersten apokalyptischen Zeugen, und zwar wie sie später gestand, von dem durch sie verführten Pfarrer. Den zweiten Zeugen, so die Kummrin, müsse Hiller von seiner Frau erhalten (Offenbarung 11, 32).

… Er (Hiller) sey von ihr selbst durch einen vorgegebenen Befehl aus der Ewigkeit dazu verleitet worden, indem sie ihm gesagt habe, von seinem Fleische und Blute müßten zwey Zeugen kommen, der eine von seiner Frau, und der andere von ihr selbst; diesem Befehle zufolge müßte er sie beschlafen, um den erwarteten Zeugen mit ihr zu zeugen.....

 

Ludwigsburg
Ludwigsburg

Dieses Unterfangen wurde als Ehebruch bestraft. Die Kummerin kam nachdem sie mit einem Zettel und dem Wort "Betrügerin" auf die Schandbühne aufgestellt wurde, drei Jahre ins Korrek-tionshaus (Zuchthaus) nach Ludwigsburg, Hiller wurde für untüchtig erklärt und ohne weiteres entlassen.

 

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1 Johannes 19,26-27 = Der sterbende Jesus übergibt Maria seinem „Lieblingsjünger“ (womit wahrscheinlich Johannes gemeint ist) zur Obhut: Da nun Jesus seine Mutter sah und den Jünger dabeistehen, den er liebhatte, spricht er zu seiner Mutter: Weib, siehe, das ist dein Sohn!
Darnach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.

2 Offenbarung 11,3 = Und ich will meinen zwei Zeugen geben, daß sie weissagen tausendzweihundertundsechzig Tage