Johann Jakob Friederich

(Teil 2 von 5)

wie der Titel seines Buches ("Glaubens- und Hoffnungsblick des Volkes Gottes in der antichristlichen Zeit aus den göttlichen Weissagungen gezogen: Im Jahr Christi 1800 gewidmet dem, der auf das Reich Gottes wartet") andeutet, rechnete Johann Jakob Friederich mit einer Zeit antichristlicher Verfolgung der wahren Gläubigen.

betende Bauernfamilie
betende Bauernfamilie

Friederich wandte sich mit seiner Schrift an die pietistischen Gläubigen in Württemberg und verkün-dete ihnen das Heran-nahen des Reiches Gottes. Dabei berief er sich auf die Darstellung der Endzeit in der Johannes-offenbarung, in der gesagt wird, dass nach Katastrophen und Weltuntergang Jesus Christus das Böse in der Welt besiegen und sein Friedensreich, das "Tausendjährige Reich" auf Erden, errichten wird.

Jerusalem vom Berg Zion aus gesehen
Jerusalem vom Berg Zion aus gesehen

Um der kommenden Katastrophe zu ent-rinnen, rief Frie-derich die Gläu-bigen zur Auswan-derung auf, zur Sammlung an einem "Bergungsort", um dort die Wiederkunft Christi zu erwarten. Als Ziel der Auswanderung käme nur den von Gott vorbereiteten Zufluchtsort, der Berg Zion1, also die Stadt Jerusalem im Heiligen Land, in Frage.

Der Berg Zion werde zum angenehmsten Aufenthalt, zum lieblichsten Ort der Welt, ja zum Paradies des Erdbodens, wo man von Krankheiten (Hesekiel 47, 122), von Sonnenhitze, von Ungestüm und Regenwetter (Jesaja 4,63), von Sterbefällen und Leiden (Jesaja 25, 6-84), von Klagen und Weinen (Jesaja 65, 19-205), von Hunger und Durst (Jesaja 65, 136) und überhaupt von Unfall, von Schaden und Verbrechen (Jesaja 65, 257) gar nichts mehr hören, noch erfahren wird“.

Jerusalem werde, so meinte Friederich, die “Haupt- und Residenzstadt der ganzen Welt“ sein. Von hier aus sollte die Erneuerung der Welt durchgeführt werden, denn von hier aus würden Reichsbefehle in alle Länder des Erdbodens ausgehen. Sie sei “die wahre Freudenstadt, der Ort der Wonne und des Vergnügens“.

Heiliges Land
Heiliges Land

Aufgrund alttestamentlicher Verheißungen schilderte Friederich in paradiesisch anmutenden Beschreibungen seinen Le­sern und Predigthörern die Neugestaltung im Lande Kanaan: „Die Weinberge, welche im Lande Kanaan Trauben einer Ellen lang tragen und 10 bis 12 Pfunde wiegen, werden so voller Trauben ste­hen, daß sie, weil die Trauben vor allzu großer Reife und Zeitigung aufsprin­gen und ganze Bächlein des süßesten Mostes in den Furchen der Weinberge herablaufen werden, ja, die Bütten sollen überfließen von Most …"

Das war Musik in den Ohren der Weingärtner aus dem Bottwartal, in Aspach, Kirchberg, Allmersbach und Rielingshausen, aber auch bei denen im Neckartal, an der Rems und im Weissacher Tal, die froh sein mussten, wenn ihre spärlichen Trauben nicht durch Frost, Unwetter oder Schädlinge vernichtet wurden.

spielende Kinder
spielende Kinder

".... auch soll es viele Kinder geben, denn Kinder würden hier gar nicht sterben, die Gassen seien voll mit spielenden Knäblein und Mägdlein, ...... keine Wöchnerin wird sterben, Hunger kenne dieses Reich nicht".

 

Die an die Hitze nicht gewöhnten Württemberger sollten sich nicht fürchten, unterwegs einem Hitzschlag zu erliegen, ja selbst Bedürftige, Bedrückte, Kranke, Hinkende, Lahme, Blinde, Alte und Schwache, Schwangere und Säuglinge würden den großen Zug ins gelobte Land heil überstehen.

Die endzeitlichen Phantasien Friedrichs kannten offensichtlich keine Grenze.

 

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1 Zion = Tempelberg in Jerusalem; im Alten Testament ursprünglicher Name der von David eingenommenen Jebusiterburg in Jerusalem, dann für die ganze Stadt Jerusalem (Tochter Zions) verwendet zur Kennzeichnung ihrer endzeitlichen Heilsbedeutung.

2 Hesekiel 47,12 = Und an demselben Strom, am Ufer auf beiden Seiten, werden allerlei fruchtbare Bäume wachsen, und ihre Blätter werden nicht verwelken noch ihre Früchte ausgehen; und sie werden alle Monate neue Früchte bringen, denn ihr Wasser fließt aus dem Heiligtum. Ihre Frucht wird zur Speise dienen und ihre Blätter zur Arznei.

3 Jesaja 4,6 = und wird eine Hütte sein zum Schatten des Tages vor der Hitze und eine Zuflucht und Verbergung vor dem Wetter und Regen.

4 Jesaja 25, 6-8 = Und der HERR Zebaoth wird allen Völkern machen auf diesem Berge ein fettes Mahl, ein Mahl von reinem Wein, von Fett, von Mark, von Wein, darin keine Hefe ist. Und er wird auf diesem Berge die Hülle wegtun, damit alle Völker verhüllt sind, und die Decke, mit der alle Heiden zugedeckt sind. Er wird den Tod verschlingen ewiglich; und der Herr, HERR wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen und wird aufheben alle Schmach seines Volks in allen Landen; denn der HERR hat's gesagt.

5 Jesaja 65, 19-20 = und ich will fröhlich sein über Jerusalem und mich freuen über mein Volk; und soll nicht mehr darin gehört werden die Stimme des Weinens noch die Stimme des Klagens. Es sollen nicht mehr dasein Kinder, die nur etliche Tage leben, oder Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen; sondern die Knaben sollen hundert Jahre alt sterben und die Sünder hundert Jahre alt verflucht werden.

6 Jesaja 65, 13 = Darum spricht der Herr, HERR also: Siehe, meine Knechte sollen essen, ihr aber sollt hungern; siehe, meine Knechte sollen trinken, ihr aber sollt dürsten; siehe, meine Knechte sollen fröhlich sein, ihr aber sollt zu Schanden werden;

7 Jesaja 65, 25 = Wolf und Lamm sollen weiden zugleich, der Löwe wird Stroh essen wie ein Rind, und die Schlange soll Erde essen. Sie werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge, spricht der HERR.