Jung-Stilling
und seine endzeitlichen Vorhersagen

(Teil 3 von 4)

Heinrich Jung-Stilling
Heinrich Jung-Stilling

für Johann Heinrich Jung-Stilling stan-den sich die beiden Reiche, Orient (Morgen-land, das Reich des Lichts) und Okzident (Abendland, das Reich der Finsternis), in einem gera-dezu klassischen Dualismus feindlich gegenüber.

Schon seit 1801 richtete Jung-Stilling seine Hoffnung also auf Russland, auch wenn er eine unverzügliche Auswanderung dorthin als verfrüht ablehnte.

Peter der Große
Peter der Große

Hier stellt man sich die Frage, warum Jung-Stilling das endzeitliche Friedensreich in Russ-land vermutete. Ein Grund dafür war wahr-scheinlich, dass schon durch die Zaren Peter den Großen und Katharina II. im Laufe des 18. Jahr-hunderts wiederholt deutsche Auswanderer als Siedler für Russland gewonnen wurden. 1801 kam noch dazu, dass der seit 1793 mit einer Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden vermählte Großfürst Alexander von Russland, Sohn Pauls I. und Sophie Dorothee Auguste Luise Prinzessin von Württemberg, als Zar Alexander I. den Thron bestieg und die Kolonisationspolitik seiner Vorgänger erneut in Gang setzte.

Alexander I.
Alexander I.

Die religiöse Entwicklung Alexanders schien dem Bild eines christlichen Herrschers zu ent-sprechen. Immer mehr sah Jung-Stilling seine allegorische Welt als Abbild der wirklichen Welt.

Auch mehrten sich die Anzeichen, so dass man überzeugt war, dass die allegorischen Ahnungen im „Heimweh“-Roman sich als richtig erweisende Prophezeiungen gewesen waren.

1810 bekannte er: „Was ich also ehmals im Heimweh gedichtet habe, das macht der Herr zur Wahrheit; Hallelujah!“

aus: Martin Brecht, Friedrich de Boor, Rudolf Dellsperger: Pietismus und Neuzeit: Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus, Bande 18, Vandenhoeck & Ruprecht, 1992, Seite 143;

 

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