Die Russische Bibelgesellschaft

Die Russische Bibelgesellschaft wurde 1812 von Alexander I. gegründet. Ihr offizielles Ziel war die Übersetzung und Verbreitung einzelner Bücher des Alten und Neuen Testaments auf Russisch und in den Sprachen anderer Völker des Russischen Reiches. Der erste Präsident der Gesellschaft war Fürst A. Golizyn, Minister für Geistliche Angelegenheiten.

Die Russische Bibelgesellschaft, die sich als säkular und außerkirchlich erklärte, bestand nicht nur aus orthodoxen Metropoliten und Gelehrten, sondern auch aus Vertretern anderer Konfessionen (katholische Äbte, Unierte, Baptisten, evangelische Pastoren und einflussreiche Freimaurer aus dem Hofadel, die zum Teil einander entgegensetzte Ziele verfolgten).

Von 1813 bis 1826 entstanden mehr als 500.000 Exemplare des Neuen Testaments in 41 Sprachen, darunter mehr als 40.000 Exemplare des Neuen Testaments in russischer Sprache.

Es wurden auch mehrere Seminare für Lehrer und Geistliche errichtet und neue Programme zur Vorbereitung von Lehrern vorbereitet.

 

Allerdings war die Bibelgesellschaft weitgehend von der Britischen Bibelgesellschaft abhängig, deren Abteilung sie offiziell war. Die britische Seite, die jährlich große Summen in ihre russische Niederlassung investierte, drängte auf die Veröffentlichung von nicht-orthodoxen, mystisch-okkultistischen und freimaurerischen Schriften. Zu diesen gehörten auch Werke von Jung-Stilling.

Die Bibelgesellschaft wurde zum Zentrum, um welches sich Vertreter der mystisch-okkultistischen Kreise und Sekten konzentrierten. Eine der Unternehmungen der Gesellschaft, die von vielen Geistlichen als blasphemisch angesehen wurde, bestand in der Übersetzung der Heiligen Schrift ins Russische aus dem hebräischen Text in der masoretischen, talmudischen Redaktion, in der die alttestamentlichen Prophezeiungen über Christus nicht enthalten waren. Das alte Testament wurde nicht im orthodoxen, sondern im protestantisch-mystischen Geiste interpretiert.

 

Die Freimaurermitglieder der Bibelgesellschaft riefen zur Reformation der Orthodoxen Kirche und zum Ersatz der gottesdienstlichen Texte auf.

 

Die Gesellschaft wurde 1826 durch Verordnung des Zaren Nikolaus I. wegen Verzerrung der Heiligen Texte, Verbindung mit Freimaurerlogen und Verbreitung der gegen die Rechtgläubigkeit und der Regierung gerichteten Ideen verboten und die veröffentlichten Texte der problematischen Übersetzung verbrannt.

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Der Begriff Unierte bezeichnet die aus der Vereinigung (Union) verschiedener protestantischer (Vereinigung verschiedener evangelischer Konfessionen) oder katholischer (feiern den Gottesdienst in einem ostkirchlichen Ritus) Konfessionen hervorgegangenen Kirchen.

 

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