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Die Kurpfalz

Die Kurpfalz im 17. Jahrhundert

 

 

, die vor allem aus den Niederlanden kam und die niedergebrannten Städte wieder aufbauten.

In diesen Zusammenhang gehören auch die Wiederzulassung der Juden (sie kamen aus ganz Euopa: aus Deutschland, aus Polen, aus Prag, Wien, aber auch sephardische Juden aus dem Mittelmeerraum) in der Pfalz und die Öffnung für andere religiöse Gruppen, wobei sich die Gewährung von Toleranz als ein ausgesprochen starkes Lockmittel erwies.

Ab 1650 suchten die Wiedertäufer in der Pfalz und im Elsass bei Glaubensgenossen Zuflucht.

Hutterer aus Mähren (lebten seit 1652 in Mannheim), polnische Sozinianer (1658 folgten ihnen aus Polen vertriebene Sozinianer), englische Sabbatarier und Schweizer Mennoniten kamen auf diesem Weg ins Land, genauer gesagt nach Mannheim. Neben französischen Hugenotten folgten mehrere zehntausend Schweizer der Werbung. Aber auch Lutheraner und Katholiken aus Österreich (Salzburger Exulanten) und den spanischen Niederlanden kamen in die Pfalz.

Sie bauten die vom Krieg zerstörten Dörfer und Städte wieder auf und lebten etwa 30 Jahre in relativer Sicherheit aber immer noch an der Grenze zu Frankreich. Wahrscheinlich hofften sie auch eines Tages in ihre Heimat zurückkehren zu können.

 

Aber die "Raubkriege" Ludwigs XIV. sollten das Volk nicht zur Ruhe kommen lassen. Schon 1674, während des Holländischen Krieges, zogen marodierende französische Truppen unter Marschall Turenne durch die Pfalz und verwüsteten das Land.

 

Karl II. regierte von 1680-1685 † 16. Mai 1685

1685, nach dem Tod des reformierten (calvinistischen) Kurfürsten Karl II., ohne direkten männlichen Erben zu hinterlassen, ging die calvinistische Kurpfalz an die katholische Nebenlinie Pfalz-Neuburg über.

Die Neuburger Kurfürsten betrieben eine rücksichtslose Gegenreformation. 1699 wurden die calvinistischen Glaubensflüchtlinge aus dem Land gewiesen, und die einheimische reformierte Bevölkerung wurde auf vielfältige Weise drangsaliert. Als Asyl für Glaubensflüchtlinge hatte die Kurpfalz nun ausgedient. Die pfälzischen Hugenottensiedlungen waren nun gefährdet und zahlreiche "Pfälzer" flüchteten bereits ab 1685 ostwärts nach Hessen, Preußen-Brandenburg, aber auch bis nach Amerika.

kam es Ende des 17. Jahrhunderts zur Auswanderung der französischen calvinistischenHugenotten nach Übersee. ( Quellen = Julius Goebel: Briefe deutscher Auswanderer aus dem Jahre 1709.)

Viele fanden in der Pfalz „keine bleibende Statt“ und betrachteten ihre Niederlassung lediglich als eine Etappe auf dem Weg in das „ gelobte engelländische America“ das ihnen als das neue Kanaan erschien. es kam zu vereinzelten Auswanderungen

Ludwig XIV.
Ludwig XIV.

Der französische König Ludwig XIV. erhob Erbansprüche auf die Pfalz, da sein Bruder, der Herzog von Orleans, mit der Schwester des Verstorbenen verheiratet war.

Er eröffnete im Krieg der Augsburger Liga (auch: Pfälzer Erbfolgekrieg, 1688-1697) einen erneuten Kriegsschauplatz.

Dies vor allem, um gegen Habsburg ein Vorfeld zu gewinnen und die Grenzen Frankreichs an den Rhein auszuweiten. Da es sich in Südwestdeutschland nur um einen Nebenkriegsschauplatz handelte, wurden hier keine „großen“ Schlachten geschlagen.

Als Ludwig XIV. einsehen musste, dass er diesen Krieg nicht gewinnen konnte, gab er den Befehl, die Pfalz dem Erdboden gleichzumachen ("Brûlez le Palatinat", dt.: „Brennt die Pfalz nieder!“):

Die Truppen des Generals Ezéchiel de Mélac verwüsteten mit großer Brutalität nicht nur große Teile der Kurpfalz, sondern auch Städte in Württemberg und Baden.

Im deutschen Südwesten wurde Mélacs Name zum Inbegriff für Mordbrenner und begründete die deutsch-französische Erbfeindschaft. Noch heute ist der Name Mélac in der Pfalz und in Baden dafür bekannt.

Hunderte Familien flohen, viele Richtung Brandenburg.

 

Unter Johann Wilhelm, der von 1690-1716 Landesvater war und seine "verlorenen Söhne" zurückrufen wollte, erhielt er die Antwort, die Not vertreibe die Einwohner, Frankreich drohe und es gäbe keine Sicherheit für religiöse Freiheit.

 

Der Friede von Rijswijk2 (1697) beendete nach 9 Jahren Krieg den Pfälzischen Erbfolgekrieg.

 

Durch die vielen Kriege mit Frankreich wurde die Pfalz während des 17. Jahrhunderts ein armes, geplagtes und in viele Fürstentümer zerrissenes Land.

Die Zerrissenheit galt aber auch in Bezug auf die lutherische, calvnistische und katholische Konfession der Einwohner, was für jene Zeit ungewöhnlich war. Zwischen 1544 und 1685 mussten die Bewohner sieben Mal ihre Konfession wechseln, je nachdem, welche Pfälzerlinie oder welche ausländische Besatzungsmacht ihre Konfession bei den Untertanen durchzusetzen versuchte.

Als Folge dieser Ereignisse begann um etwa 1670 der Auswanderungsstrom der Pfälzer in alle Welt. Sie flohen nach Übersee, nach Brandenburg (1689), nach Braunschweig (1749/50) und nach Dänemark (1759/60).

Insgesamt war es ein Wandervorgang, der mehr als 200 Jahre dauerte.

 

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2 Dreißigjähriger Krieg = Sammelbezeichnung für den europäischen Religions- und Staatenkonflikt, der aus dem konfessionellen Gegensatz im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation und dem Gegensatz zwischen Habsburgermonarchie und Ständen entstand und auf deutschem Boden 1618-48 ausgetragen wurde. Deshalb sprach man im 17. und 18. Jahrhundert auch vom Teutschen Krieg, um den Raum zu charakterisieren, der millionenfachen Tod, Verwüstung und Barbarei erlitt. Die neuere Geschichtsschreibung deutet das Ganze als Krieg in Europa, weil sich in vielen Ländern Macht-, Religions- und Wirtschaftsprobleme gewaltsam entluden. Es kam zu kriegerischen Auseinandersetzungen in den Niederlanden, zwischen Polen und Schweden, Schweden und Dänemark, Frankreich und Spanien.
Nach den wirtschaftlichen und sozialen Verheerungen benötigten einige vom Krieg betroffene Territorien mehr als ein Jahrhundert, um sich von dessen Folgen zu erholen.       mehr .....mehr zu 30-jährigem Krieg

3 Der Friede von Rijswijk beendete den Pfälzischen Erbfolgekrieg mit dem Ergebnis, dass Frankreich auf die Pfalz verzichtete dafür aber verlangte, "daß in denselben die katholische Religion in dem Stand erhalten werden müsse, in welchem sie sich gegenwärtig befinde." Bis zur Aufhebung der Klausel im Jahr 1734 durch Kaiser Karl VI. wurde dadurch die Religion dieser Gebiete als katholisch festgeschrieben.

Die ehemalige deutsche Reichsstadt Straßburg und das Elsass wurden aber dauerhaft dem französischen Thron zugestanden.