Nestor Iwanowitsch Machno

Nestor Machno
Nestor Machno

Nestor Iwanowitsch Machno wurde als jüngstes von fünf Kindern am 26. Oktober (7. November) 1888 in Huljajpole im Südosten der Ukraine in einer armen Bauernfamilie geboren. Seine Eltern waren Iwan Rodionowitsch Machno (1846-1889) und Evdokia Matveevna Perederiy. Als sein Vater starb, war Nestor nur 10 Monate alt und die Not wurde noch größer.

Um seine Familie zu unterstützen, musste er schon mit sieben Jahren als Hirte arbeiten. Mit acht begann er die Volksschule in Huljajpole und im Sommer arbeitete er für lokale Grundbesitzer. Mit zwölf verließ Nestor die Schule und verdingte sich als Erntehelfer auf den Ländereien des Adels und auf den Höfen deutscher 'Kulaken' (Großgrundbesitzer).

Mit der Revolution in Russland 1905 setzte bei Machno im Alter von 16 Jahren ein politischer Bewusstseinsbildungsprozess ein. Er begann verbotene sozialistische Literatur zu lesen und verteilte Flugblätter. Die Wut gegen die Großgrundbesitzer, die Unterdrücker, wuchs in ihm beständig und schloss sich in seiner Heimatstadt Huljajpole aus Überzeugung einer anarcho-kommunistischen Gruppe an, deren vorrangige Ziele Freiheit und Selbstbestimmung die unausgesprochenen Wünsche und Gedanken der Bevölkerung wiederspiegelten. Durch Terrorakte gegen Fabrikbesitzer und Kaufleute und die Verteilung illegaler Druckschriften machte sich die Gruppe schnell einen Namen. Während dieser Zeit wurde Machno mehrfach verhaftet. Kaum wieder auf freiem Fuß, kämpfte Machno weiter; mindestens zwei Polizisten fielen Anschlägen der Gruppe zum Opfer. Im August 1908 wurde Machno im Vorfeld eines Bombenattentats auf die Polizeistation in Huljajpole von verhafteten Mitstreitern verraten und mit 14 weiteren Angeklagten wegen mehrfachen Mordes zum Tode verurteilt. Aufgrund seiner Jugend wurde seine Strafe in lebenslängliche Zwangsarbeit umgewandelt, die er in einem Moskauer Gefängnis verbüßen sollte.

Armeeflagge der Machnowschtschina
Tod - all denejnigen, die sich der Freiheit
der Arbeitenden widersetzen

1917 durch die russische Revolution aus dem Gefängnis befreit, kehrte er in seine Heimatstadt zurück, wo er unverdrossen seine frühere Agitation wieder aufnahm. Schnell wurde aus dem politischen Gefangenen ein charismatischer Revolutionsführer. Machnos Wirken war so erfolgreich, dass schon nach wenigen Wochen ein Kopfgeld auf ihn ausgesetzt wurde. Er genoss aber größtes Vertrauen unter der armen Bevölkerung.

Als nach dem Scheitern der Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk deutsche und österreichisch-ungarische Truppen in die Ukraine einmarschierten, organisierte Machno eine eine schnell anwachsende Partisanenarmee aus freiwilligen Kämpfern, die die Errungenschaften der Revolution verteidigen sollte. Binnen kurzem wurde aus den verbitterten Kleinbauern, die den Geruch der Freiheit witterten, eine kleine Guerillaarmee mit etwa 1.000 Kämpfern gegründet.

Rasch war das von österreichisch-ungarischen Truppen besetzte Huljajpole (zwischen 1917 und 1921 wechselte die Kleinstadt mindestens 16-mal den Besitzer) befreit und der Kampf breitete sich wie ein Steppenbrand aus. Es gelang der "Machnowtschina", deren Guerillaarmee (Schwarze Armee) bis auf 30.000 Partisanen anwuchs, in der Folgezeit den sogenannten "Freien Rayon" bis auf zirka 10.000 Quadratkilometer mit 7 Millionen Einwohnern auszudehnen.

die Schwarze Armee der Machnowtschina
die Schwarze Armee der Machnowtschina

 

Die Machnotschina vertrieb am 14. Dezember 1918 den von den Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Osmanisches Reich, Zarentum Bulgarien) am 29. April 1918 eingesetzten Hetman Pawlo Skoropadskyj, machte 1919 die bürgerlich-liberale Regierung unter Symon Petljura bedeutungslos, enteignete die Großgrundbesitzer und Industriellen und organisierte die von ihr kontrollierten Gebiete, den "Freien Rayon", nach anarchistischem Muster in einem Netzwerk selbstverwalteter "Kommunen " in denen ein Rätesystem aufgebaut wurde.

 

Über vier Jahre lang konnte sich die Machnobewegung halten. Das befreite Volk blühte auf. So organisierten und koordinierten Arbeiter und Bauern die Produktion selber, die Gefängnisse wurden öffentlich gesprengt, es bestand keine Wehrpflicht, das neue Schulsystem wurde im Sinne der freiheitlichen Erziehung (nach dem spanischen Anarchopädagogen Francisco Ferrer) aufgebaut.

Das Ende der Machnobewegung kam nicht von Seiten der Bourgeoisie und deren Anhängern, sondern von Seiten der Bolschewiki (Rote), die viermal die „Machnowtschina" um Hilfe gegen die vordringenden zaristischen Truppen (Weißen) unter den Generalen Denikin und Wrangel, bat.

Nach dem Sieg gegen die Weißen richteten sich die Waffen der Roten gegen die freien Arbeiter-und Bauernkommunen, die sich der staatlichen Macht der Bolschewisten unterwerfen sollten. Bis 1922 kämpften die Arbeiter und Bauern der Machnobewegung für ihre Freiheit bis sie schließlich durch die aus allen Teilen der Sowjetunion zusammengerufenen Einheiten der Roten Armee fast vollständig niedergemetzelt wurden. Machno selbst konnte schwer verletzt im august 1921 über Rumänien nach Frankreich fliehen, wo er 1935 in einem Armenhospital in Paris starb.

 

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